Emma Eckstein: Werk, Quellen

Werk
Eckstein, Emma (1899): Vorbereitung der Frau zur Lebensarbeit.
In: Dokumente der Frauen: Herausgegeben von: von Auguste Fickert, Marie Lang, Rosa Mayreder.
Wien, 1.1899 - 7.1902. Bd. 2, Nr. 19, 15. December 1899, Seite 512-516
Elektronisch abrufbar unter: http://www.literature.at/viewer.alo?objid=1303&page=1&viewmode=fullscreen [21.9.2015]

Eckstein, Emma (1899-1900): Eine  wichtige Erziehungsfrage.
Die neue Zeit, Revue des geistigen und öffentlichen Lebens, 1899-1900, 18, 666-669.
Aufsatz zur sexuellen Aufklärung von Kindern.
Im Protokoll der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung vom 4.11.1911 findet sich eine Würdigung dieses Beitrags durch Paul Federn. Nunberg, Herman; Federn, Ernst (Hg.) (1976): Protokolle der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung, Band 3, S. 107 [zu diesem Thema siehe auch das Protokoll der WPV vom 19.12.1907, 12.5.1909]
„Ein Kind kennt das Schamgefühl wenig oder gar nicht, kennt keinerlei sexuelle Empfindungen, kann also für den Geschlechtsverkehr keine andere Triebkraft als den Wunsch, Kinder zu bekommen, auch nur ahnen.“
Sie würde einem Kind sagen, „daß sich … nur die Menschen paaren, die sich lieb haben, so lieb, daß jeder von ihnen wünscht, das Kind möge dem Anderen ähnlich werden“.

Eckstein, Emma (1900): Das Dienstmädchen als Mutter.
In: Dokumente der Frauen. Herausgegeben von Marie Lang.
Band 2, Nr. 21, 15. Jänner 1900, Seite 594-598
Elektronisch abrufbar unter: http://www.literature.at/viewer.alo?objid=1305&page=1&viewmode=fullscreen [21.9.2015]
Die Autorin ergreift für jene oft vom Lande kommenden unerfahrenen Dienstmädchen Partei, die dächten, sie seien unter der Obhut der Familie. „Die unerfahrenen werden nur zu leicht Opfer der Herren des Hauses“. Zuerst werden sie vom Hausherren verführt und geschwängert dann, von der Obrigkeit würden sie statt geschützt dann verurteilt würden. Eckstein kritisiert, die Österreichischen Gesetze bei Verführung seien Zeichen der Klassenjustiz.

Eckstein, Emma (1900): Das Seelenleben im Traum
Arbeiterzeitung, Morgenglatt vom 21.10.1900, Seite 1-3
[Siehe dazu auch: Huber, Wolfgang (1996): Emma Ecksteins Feuilleton zur „Traumdeutung“. Jahrbuch der Psychoanalyse 19, 1986, 90-106]

Eckstein, Emma (1902-1903): Rezension zu:
Dr. med. Marie v. Thilo, Was sollen unsere erwachsenen Töchter von der Ehe wissen? Verlag von Th. Schröter, Zürich.
E. Stiehle, Eine Mutterpflicht. Beitrag zur sexuellen Pädagogik. Verlag von Hermann Seemann Nachfolger in Leipzig.
In: Die neue Zeit : Wochenschrift der deutschen Sozialdemokratie. 21, 1902-1903, 1. Bd.(1903), H. 24, S. 768
Elektronisch abrufbar unter: http://library.fes.de/cgi-bin/neuzeit.pl?id=07.04729&dok=1902-03a&f=1902… [21.9.2015]
[Der Beitrag ist mit E. E. gekennzeichnet, im Inhaltsverzeichnis ist der Name der Verfasserin mit Emma Eckstein angegeben.]
[Wolfgang Huber hatte diesen Text wohl als erster wieder entdeckt und Masson darauf hingewiesen.]
Die Rezensentin kritisiert Mütter, die ihre Töchtern vor der Schande eines unehelichen Kindes warnen und sie lehren, sich vor ihren eigenen Trieben zu fürchten. Das sei „Blödsinn“, so verwerflich wie Kindern Angst vor dem schwarzen Mann zu machen.

Eckstein, Emma (1904): Die Sexualfrage in der Erziehung des Kindes.
Leipzig: Curt Wigand
Freud dürfte in die Entstehung des Text involviert gewesen sein. Darauf weisen seine Briefe an Emma Eckstein hin.
Die Hälfte der Zitate stammen aus Büchern, die sich in Freuds Bibliothek finden. Wieviel in ihrer Haltung zur kindlichen Masturbation entspricht derjenigen von Freud, wie er sie während ihrer Behandlung bei ihm vertrat? Der Neffe Emma Ecksteins, Adalbert Hirsch / Albert Hirst, war bei Freud in Analyse. Dort war – etwa um 1910 – die Scham über seine kindliche Masturbation Thema. Freud habe ihm sehr geholfen mit seiner Erklärung, dass so gut wie jeder onaniere und dies wahrscheinlich nicht schädlich sei. (Quelle Masson 1984, 270, der Einsicht in das Interview hatte, das Eissler mit Hirst 1952 führte.)
Emma Ecksteins Arbeit beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Kampf gegen die kindliche Masturbation.
„Wer einmal Einblick bekommen hat in die große Gefahr der früh geweckten geschlechtlichen Empfindungen und weiß, wie unendlich häufig schon unter Kindern die gefährliche Gewohnheit der Masturbation ist, wird es als Pflicht der Mutter betrachten, in diese bisher, außer dem Bereich der Wissenschaft, mit Vorliebe totgeschwiegenen, oder höchstens gestreiften Gebiete, einzudringen.“ (Eckstein 1904, S. 7)
„Für die Kindheit ist die Masturbation ein tückischer Feind. Unbemerkt und ungeahnt schleicht er sich in die Kinderstube ein und arbeitet dort emsig und ungehindert an dem Werk der Zerstörung von Jugend und Kraft, von Körper und Geist seiner Opfer, die ihm überlassen bleiben, weil die berufenen Hüter die Gefahr nicht verdrängen, oder auch nur sehen gelernt haben.“ (Eckstein 1904, S. 9)
Befürwortung spezieller Nachthemden (S. 12), um den Anfängen zu wehren, weil sonst, „sind die sexuellen Empfindungen einmal geweckt, sich für eine unmöglich gemachte Art der Befriedigung, sehr bald eine andere einstellen wird“.
Danach vertritt sie eine Auffassung, die in krassem Gegensatz zu den von (1899) verfochtenen Ansichten steht. Bei den Frauen, schreibt sie, geht es um die Überwindung der Abneigung: sexuelle Empfindung auch bei Kindern als möglich oder vorhanden gelten zu lassen“. (ebd. S. 12)
Sie bezieht sich darin auf Hermann Rohleder: Die Masturbation. Berlin: H. Kornfeld. 2. verbesserte Auflage, 1902. Dieses Buch findet sich in Freuds Bibliothek in Maresfield Gardens. Mit Rohleder kritisiert sie, „daß an den Universitäten über die Behandlungsweise der Masturbation nichts gelehrt wird“. (Eckstein  13)
Außer Frage stehe, daß die „Masturbation, schon in früher Kindheit geübt, für die geistige Entwicklung des Individuums von den schwersten Folgen sein“ könne  (ebd. S. 14).
So seinen leider bereits in frühester Kindheit mechanische und andere Zwangsmaßnahmen (zum Beispiel Bandagen). „Doch wäre es sehr schlecht angebrachte Sentimentalität, von dieser vorübergehenden Beschränkung und Belästigung Abstand zu nehmen, um so dem Übel Raum zu schaffen“. (ebd. S. 15).
Sie empfiehlt aber nicht Strafe sonder Verbündung mit den nach Gesundheit strebenden Impulsen des Kindes, etwa „wenn man die Gewohnheit als eine hässliche Unart bekämpft und dem Kinde Verständnis für den Zwiespalt zwischen dem Wollen und dem Können zeigt, wenn man sich bemüht, dort einzugreifen, wo die kindliche Willenskraft versagt“. (ebd. S.18)
Dies sei am besten möglich, wenn man das Vertrauen des Kindes gewinne und versuche, hinter das „streng gehütete Geheimnis“ seiner Praktiken zu kommen – man soll „seine gewohnten Formen und Zeiten, seiner Selbstbefriedigung nachzugeben“, herausfinden und eine Atmosphäre herstellen, in der „der kleine Sünder reuig zu bekennen wagt: Mutter, gegen meinen Willen hab‘ ich es wieder getan“. (ebd. S. 18 f.). Das Kind soll nämlich „in der Verachtung der eigenen Empfindung“ bestärkt werden. (ebd.)
„Wenige sind so glücklich, durch energisches Wollen und früh geübte Selbstbeherrschung aus diesem Kampf als Sieger hervor zu gehen; die Mehrheit martert sich in Seelenqualen, die streng geheim gehalten, immer ärger werdend, das Leben vergiften“ (ebd. S. 19)
„Nicht selten ist es, daß das einzelne Individuum das Verlangen und dessen Befriedigung für etwas ganz speziell ihm eigenes hält, sich darum für schlechter und tierischer, als andere wähnt und es für ganz unmöglich hält, seine Sorgen und Schmerzen auch dem Vertrautesten mitzuteilen. Die bloße Aufklärung über den Charakter wie die Häufigkeit des Übels, von einem reifen Menschen gegeben, könnten hier oft helfend und befreiend wirken“. (ebd. S. 19).
Als psychologische Motivation für das Masturbieren nennt Eckstein:
Ersatz für die Liebe eines anderen Menschen, „Entschädigung für entzogene Liebe“ (S. 17)

Eckstein führt das frühe Erwachen der genitalen Sexualität bei kleinen Mädchen auf Phantasien zurück, nicht nur die Träume in der Nacht sondern die Tagräume „höchst phantastischer Natur“, in denen es vor allem um Sexualität gehe, diese seien „schmarotzende Pflanzen“, die das Kind immer mehr in Beschlag nehme, eine gefährliche Brutstätte sexueller Unmoral. (S. 21)

Eckstein beschreibt die Befürchtung der junger Frauen damals, „sie könnten durch Tanzen, durch lokale [medizinische] Behandlung wie Massagen und dergleichen oder durch einen Kuß schwanger werden“, (ebd. S. 30)
Folgende Textstelle lässt den Schluss zu, dass Emma Eckstein selbst solche Fälle „behandelt“ hatte:
„Hier möchte ich gleichfalls betonen: Mir ist kein einziger Fall bekannt, der als Ergebnis einer konstitutionellen Empfänglichkeit für Krankheit oder geistige Schwäche angesehen werden kann. Als es mir zum ersten Male unter großen Schwierigkeiten gelang, einem belesenen, begabten achtzehnjährigen Mädchen, das eine gebührliche Erziehung genossen hatte, solch ein Geheimnis zu entlocken als ich zum ersten Mal der seelischen Qualen eines solchen hilflosen Wesens gewahr wurde, da glaubte ich tief erschüttert ich stünde vor dem besonderen Ergebnis einer krankhaften Vorstellungskraft. Doch nachdem ich erst meine Aufmerksamkeit darauf gelenkt hatte, lehrte mich die Erfahrung, daß diese Phantasie alles andere als ungewöhnlich ist. Sie ist vielmehr das außerordentlich schmerzhafte Resultat mangelnden Wissen.“ (ebd.)
Es folgt dann ein fiktive Brief einer Mutter an ihren Sohn,
„Am besten, glaube ich, kann ich meine Ansichten und Vorstellungen, diesen Gegenstand betreffend, durch den folgenden Brief zum Ausdruck bringen, der als Teil einer Korrespondenz zwischen einer Mutter und ihrem Kind gedacht ist und die ersehnte Aufklärung von ferne herbeiführen soll.“

Eckstein, Emma (1908): Rezension zu:
N. O. Body. (1907): Aus eines Mannes Mädchenjahren.
Vorwort von Rudolf Presber. Nachwort von Dr. med. Magnus Hirschfeld.
Neues Frauenleben, 20. Jg., Nr. 9, 1908;
[N. O. Body ist das Pseudonym von Karl M. Baer, am 20.5.1885 in Arolsen al Martha Baer geboren. Die Biographie von Baer wurde unter diesem Titel auch verfilmt.]

Eckstein, Emma (1909): Die Sexualfrage in der Kindererziehung.
In: Dürer-Bund (Hg.): Am Lebensquell. ein Hausbuch zur geschlechtlichen Erziehung. Betrachtungen, Ratschläge und Beispiele als Ergebnisse des Dürerbund-Reis-Ausschreibens.
Dresden

Eckstein, Emma (1919): Von Spinnen und Ameisen.
Band 104 von Konegens Kinderbücher, Hrsg.: Helene Scheu-Riesz und Eugenie Hoffmann. Eine Weltliteratur der Jugend.
Bilder und Umschlag von Ernst Kutzer.

Quellen

Huber, Wolfgang (1986): Emma Eckstein – Eine Frau in den Anfängen der Psychoanalyse, Freuds Patientin und erste Schülerin. Studien zur Kinderpsychoanalyse, 6, S. 67-81

Huber, Wolfgang (1996): Emma Ecksteins Feuilleton zur „Traumdeutung“. Jahrbuch der Psychoanalyse 19, 1986, 90-106.

Masson, Jeffrey Moussaieff (1984): The Assault on Thruth. Freud’s Suppression of the Seduction Theory.
New York: Farrar, Straus and Giroux
Dt.: (1984): Was hat man dir, du armes Kind getan? Sigmund Freuds Unterdrückung der Verführungstheorie.
Reinbek bei Maburg: Rowhlt

Steinerinder, Bernhard (1905-1906): Rezension zu: Eckstein, Emma (1904): Die Sexualfrage in der Erziehung des Kindes. Leipzig: Curt Wigand. In: Zeitschrift Mutterschutz, 10, 1905-1906, S. 448
Findet sich in der Bibliothek der Hebräischen Universität in Jerusalem (Schenkung der Tochter von Wilhelm Fließ, Pauline Jacobson)

Dokumente der Frauen,
Herausgegeben von Auguste Fickert, Marie Lang, Rosa Mayreder;
ab Bd. 2, Nr. 20: Herausgegeben von Marie Lang
Wien, 1.1899 - 7.1902.
digitalisert in ALO-Austrian Literature online und elektronisch abrufbar unter:
http://www.literature.at/collection.alo?objid=1271&orderby=title&sortord… [21.9.2015]
http://library.fes.de/cgi-bin/neuzeit.pl?id=07.04729&dok=1902-03a&f=1902… [21.9.2015]
http://www.literature.at/viewer.alo?objid=1303&page=1&viewmode=fullscreen [21.9.2015]
http://www.literature.at/viewer.alo?objid=1305&page=1&viewmode=fullscreen [21.9.2015]
https://de.wikipedia.org/wiki/Emma_Eckstein [16.4.2016 ]

Bildquelle: Archiv CD

[CD, 23.9.2015, 16.4.2016]