Auguste-Henri Forel - Sexualforscher - Reformer - Kämper für die Gleichberechtigung der Frauen

Auguste Forel (1905): Die sexuelle Frage:
Mit seinem1905 veröffentlichten 600 seitigen Werk betritt Forel Neuland und erntete damit einen Weltrerfog.

Die sexuelle Frage verstand er ganzheitlich naturwissenschaftlich, psychologisch und soziologisch. Er überzeugt war, dass das Wohlergehen und Glück der Menschheit zum großen Teil von der Lösung der sexuellen Frage abhinge , nannte die drängendsten Probleme und schlug Maßnahmen vor.
Dazu gehören die Anerkennung der weiblichen Hausarbeit als gleichwertig mit männlicher Berufsarbeit genau so, wie die Straffreiheit aller einvernehmlichen sexuellen Handlungen unter Erwachsenen, er schloss den Inzest hier ein, solange eben keine Rechte anderer verletzten. Er bedauerte das Verbot der Heirat von Homosexuellen. Forel forderte die freie Verfügbarkeit von Empfängnisverhütungsmitteln und trat für die Straffreiheit von  Abtreibung ein in Fällen von Notzucht, Gefährdung der mütterlichen Gesundheit und eben auch bei Geisteskrankheit. Er unterstützt ab 1887 die Bewegung zur Abschaffung der Bordelle, der Staat Kuppelei bestrafen aber die freie Prostitution, wenn niemand geschadet wird, tolerieren.

Die 10 Gebote der Sexualreform:

Aus Forels Forderungen kann man die damals aktuellen brennenden sozialen Probleme erschließen.
1. Gleichstellung von ehelichen und unehelichen Kindern, von Kindern ehelicher und unehelicher Mütter
2. Gleich Verteilung der Pflichtung zwischen den Eltern ihren Kindern gegenüber
3. Gleichstellung von Mann und Frau, die er von Gleichmacherei unterschieden wissen will.
4. Erleichterung einer frühzeitigen (eventuell für den Anfang absichtlich sterilen) Ehe für beide Geschlechter.
5. zweckmäsßge Regulierung der Zeugungen zur Verbesserung der Rasse
6. Erleichterung der Eheschließung
7. Güterrennung in der Ehe
8. Strafreiheit für sexuelle Handlungen, bei denen niemand zu Schaden kommt.
9. Administrativer Schutz gegen schädigende Perversion; „Krankheiten und Abnormitäten sind nicht zu bestrafen.“
10. Taktvolle Aufklärung der Kinder über die Sexualität und ihren Gefahren. „ Zugleich aber Schaffung eines Rechtsschutzes für die Kinder, der die Achtung ihrer Persönlichkeit garantiert und sie nicht nur vor Misshandlung und grober Vernachlässigung, sondern auch vor gewaltsamer Dressur und launenhafter Willkür von seiten ihrer Eltern, Pflegeeltern oder Vormünder bewahrt.“
Auguste Forel (1909):  Ethische und rechtliche Konflikte im Sexualleben in und ausserhalb der Ehen. München: Ernst Reinhardt

Medizin studierte Forel in Zürich mit den ersten Frauen der Welt, die an einer Universität zum Studium der Medizin zugelassen wurden. Forel trat klar für die Gleichberechtigung der Frauen ein. Eine der Thesen In Forels Dissertation lesen wir schon 1872: „Alle Hochschulen sollen den Frauen eröffnet werden.“

Bilnachweis: Forel, Cover Sexuelle Frage 1905 englischen Ausgabe

Text und Redaktion: Christine Diercks, 2009, 22.6.2013