1913 München - IV. Internationaler Psychoanalytischer Kongress
Gliederung:
I. Zusammenfassung
II. Quellen, Literatur, Editorisches zum Korrespondenzblatt 1910-1941 der IPV
III. Bericht über den Kongress im IZP, II / 1914
IV. Planungen für den V. Kongress in Dresden 1914
I. Zusammenfassung
IZP / II / 1914 / 406-407: IV. Kongreß der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung in München 1913
Geschäftlicher Teil: Nach Mitteilungen des Vorsitzenden hat sich die
Mitgliederzahl der I. Ps. A. V., welche zurZeit des Kongresses in
Weimar (1911) 114 betrug, bis zum Ende des Jahres 1912 auf 133 gehoben
und beträgt zur Zeit des Kongresses 1913: 160.
Am Kongreß nehmen lt. Präsenzliste 87 Personen (Mitglieder und Gäste) teil.
Die neugegründete Ortsgruppe in Budapest wird in die I. Ps. A. V. aufgenommen.Nicht berichtet wird im Korrespondenzblatt über die persönlichen und theoretischen Konflikte zwischen Freud und Jung und dern SchülerInnen, die sich auf dem Kongress zugespitzt hatten und in der Folge zum Rücktritt Jungs von der IPV Präsidentschaft und zum Austritt der Züricher Ortsgruppe aus der IPV führen wird.
II. Quellen, Literatur, Editorisches zum Korrespondenzblatt der IPV 1910-1941
Siehe dazu die Literaturhinweise bei den edittorischen Hinweisen zum Korrespondenzblatt und zu dessen psyalpha-Bearbeitung unter:
IPV-Korrespondenzblatt 1910-1941: Editorische Anmerkungen, Quellen, Literatur
III. Bericht über den Kongress im IZP, II / 1914 / 406-407
Bericht über den vierten Kongreß der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung in München am 7. und 8. September 1913.
Wissenschaftlicher Teil:
1. Diskussion über die Funktion des
Traumes. Referat von Dr. A. Maeder. (erschienen Jahrbuch, Bd. V).
Korreferat von Dr. O. Rank.
2. Dr. V. Tausk: Die psychologische und pathologische Bedeutung des Narzissismus (wird in der Zeitschrift erscheinen).
3. Prof. Dr. S. Freud: Ein Beitrag zum Problem der Neurosenwahl (erschienen Zeitschrift, Bd. I).
4. Dr. L. Seif: Zur Symbolbildung.
5. Prof. Dr. E. Jones: Die Stellungnahme des Arztes zu den aktuellen Konflikten (erschienen Zeitschrift, Bd. II).
6. Dr. H. Sachs: Die Einführung der Pflugkultur im Mythos (wird in Buchform erscheinen).
7.
Dr. K. Abraham: Neurotische Einschränkungen des Schautriebes und
Parallelerscheinungen in der Völkerpsychologie (erscheint im Jahrbuch,
Bd. VI).
8. Dr. F. Riklin: Der Symbolwert des Sadismus.
9. Dr. J. B. Lang: Zur Psychologie der Dementia praecox (erschienen im Jahrbuch, Bd. V).
10. Dr. J. van Emden: Zur Analyse eines Falles von angeblicher Epilepsie bei einem Kinde.
11. Dr. C. G. Jung: Zur Frage der psychologischen Typen (erschienen in „Archives de Psychologie“).
12. Dr. H. Schmid: Das Hamletproblem.
13. Dr. P. Bjerre : Bewußtsein kontra Unbewußtsein (erschienen im Jahrbuch, Bd. V).
14. Dr. S. Ferenczi: Zur Psychologie der Überzeugung.
15. Prof. Dr. O. Messmer: Die Wirklichkeitsfunktion als ontologisches Problem.
16. Dr. van Ophuijsen: Zur Frage des Sado-Masochismus.
17. Dr. Mensendieck: Die prospektive Tendenz des Unbewußten in Wagners ersten Dramen und der Parsifal.
18. Dr. H. v. Hattingberg: Zum analerotischen Charakter (erschienen in Zeitschrift, Bd. II).
Geschäftlicher Teil:
Nach Mitteilungen des Vorsitzenden hat sich
die Mitgliederzahl der I. Ps. A. V., welche zur Zeit des Kongresses in
Weimar (1911) 114 betrug, bis zum Ende des Jahres 1912 auf 133 gehoben
und beträgt zur Zeit des Kongresses 1913: 160.
Am Kongreß nehmen lt. Präsenzliste 87 Personen (Mitglieder und Gäste) teil.
Die neugegründete Ortsgruppe in Budapest wird in die I. Ps. A. V. aufgenommen.
Auf
Antrag des Herrn Heller, Verleger der Internationalen Zeitschrift, wird
beschlossen, daß die Gruppen die Zeitschrift dem Verleger direkt zu
bezahlen haben.
Auf eine Anfrage der American Psychoanalytical
Association, ob für amerikanische Mitglieder, welche der deutschen
Sprache nicht mächtig sind, der Bezug der Zeitschrift obligatorisch
sein solle, wird beschlossen, die Entscheidung den amerikanischen
Gruppen anheimzustellen.
Ein Vorschlag von Prof. Freud, mit
Rücksicht auf das englisch-amerikanische Interessengebiet Prof.
Jones-London in die Redaktion der Internationalen Zeitschrift
aufzunehmen, findet Zustimmung.
Dr. Ferenczi wünscht öftere und
einheitliche Berichte der Ortsgruppen für das Korrespondenzblatt. Der
Vorsitzende ersucht die Ortsgruppenvorstände, hiefür zu sorgen.
Dr.
Sachs schlägt vor, daß bei Abwesenheit des Zentralpräsidenten der
Vorsitzende einer Ortsgruppe als Stellvertreter zu bezeichnen sei. Dem
Vorschlag wird zugestimmt.
Bei der Wahl des Zentralpräsidenten
werden 52 Zettel abgegeben, wovon 30 auf den Namen des bisherigen
Vorsitzenden lauten, während 22 Zettel unbeschrieben sind. Dr. Jung
akzeptiert die Wahl.
Als Zentralsekretär wird Dr. Riklin wiedergewählt.
Als
nächster Kongreßort wird von Dr. Abraham Schandau bei Dresden
vorgeschlagen, von anderer Seite Heidelberg. Nachdem sich für Schandau
eine geringe Majorität ergeben hat, wird beschlossen, vor dem nächsten
Kongreß die Gruppen nochmals zu befragen. Der Kongreß soll im Anfang
September 1914 stattfinden.
Der Vorschlag Dr. Riklins, einen
Rechnungsrevisor zu ernennen, wird angenommen; die Wahl der dafür
geeigneten Person wird dem Vorstand überlassen.
IV. Planungen für den V. Kongress in Dresden (September 1914)
Dieser Kongress konnte wegen WK I nicht mehr zustandekommen.
Der nächste Kongress fand erst 1918 in Budapest statt.
IZP / II / 1914 / 405-406
Die auf
dem vorigen Kongreß beschlossene Abstimmung über den Ort des
diesjährigen Kongresses seitens der Ortsgruppen hat im März d. J.
stattgefunden. Die Mehrheit hat sich für Dresden entschieden.
Als
Termin war vom bisherigen Vorstand der 4. und 5. September in Vorschlag
gebracht worden. Diese Tage erwiesen sich aber, ebenso wie die
folgenden als ungeeignet, da vom 5. September an in Bern die
verschiedenen Neurologen- und Psychiaterkongresse tagen, mit denen wir nicht kollidieren möchten.
Auf
schriftliche Anfrage an die Gruppen, ob sie mit einer Verlegung des
Kongresses auf den 20./21. September einverstanden seien, haben bisher
die Ortsgruppen Wien, Zürich, Berlin, Budapest, London und München ihre
Zustimmung erklärt. Die Majorität der Gruppen hat sich also für den
genannten Termin ausgesprochen. Weitere Mitteilungen wegen des
Kongresses gehen den Mitgliedern der Ortsgruppen in nächster Zeit zu.
IZP / II / 1914 / 483
Korrespondenzblatt der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung.
Die Ereignisse in der großen Welt
haben auch auf die Tätigkeit unserer Vereinigung ihren Einfluß geübt.
Die Vorbereitungen zum Kongreß waren in vollem Gange, eine stattliche
Anzahl von Meldungen zur Teilnahme lag vor, insbesondere war auch die
Tagesordnung
des Kongresses bereits mit einer Reihe von Vorträgen besetzt, als
Interessen anderer Art sich gebieterisch in den Vordergrund drängten.
Unser Kongreß mußte daher, gleich vielen anderen wissenschaftlichen
Veranstaltungen, auf unbestimmte Zeit verschoben werden.
Der
interimistische Vorstand wird die Geschäfte der Vereinigung in der
bisherigen Weise erledigen, bis die internationalen Verbindungen wieder
hergestellt sind.
Die Vorstände der Ortsgruppen werden
gebeten, für den Fortgang der wissenschaftlichen Arbeiten in ihrem
Kreise Sorge zu tragen, soweit die Verhältnisse es zulassen, und durch
Berichte an die Zentrale die Beziehungen zur Gesamtvereinigung
nach Möglichkeit aufrecht zu erhalten.
Die
„Internationale Zeitschrift“ wird den Mitgliedern weiter zugehen,
soweit der Versand nicht durch den Krieg verhindert wird. Auch „Imago“
erscheint weiter. Das „Jahrbuch“ liegt seit Ende Juli zum Versand
bereit, kann jedoch vorläufig nicht befördert werden.
Bearbeitung: Christine Diercks, 15. August 2010