Ferdinand de Saussure - Chronologie

Geboren am 26. November 1857 in Genf als Sohn des Naturwissenschaftlers Henri de Saussure und der Louise Elisabeth de Pourtalès.
Studium der Indogermanistik in Leipzig bei den Junggrammatikern und ein Semester 1878/1879 bei Heinrich Zimmer in Berlin.
1879, noch als Student, entwickelte er in seinen „Mémoire sur le système primitif des voyelles dans les langues indo-européennes“ die Laryngaltheorie.
1880 Promotion in Leipzig.
1881 bis 1891 Lehre an der École pratique des hautes études in Paris.
1882 Ehe mit Marie Faesch (1867-1950), Tochter des Schweizer Ingenieurs Jules Faesch (1833-1895). Über sie kam das Paar in Besitz von Schloss Vufflens. 
Ab 1891 bis zu seinem Tod Professor für Geschichte und indo-europäischen Sprachvergleich an der Universität Genf.
1906 – 1911:  Vorlesungen über allgemeine Sprachwissenschaft an der Universität Genf.
Er erwarb sich zu Lebzeiten einen großen Ruf als Indogermanist, also als historisch-vergleichender Sprachwissenschaftler.
Gestorben am 22. Februar 1913, Schloss Vufflens, Kanton Waadt.

Raymond de Saussure, der Sohn von Ferdinand de Saussure und Marie Faesch, wurde Psychoanalytiker in der Schweiz.

Linguistik, Strukturalismus:
(1916): Cours de linguistique générale. Herausgegeben von Charles Bally und Albert Sechehaye
Erst posthum wurde Ferdinand de Saussure zum Begründer Begründer des Strukturalismus.
1916 gaben seine Schüler Charles Bally und Albert Sechehaye den „Cours de linguistique générale“ (Grundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaft), eine Theorie der Sprache und der Zeichen (Semiotik) heraus.
Dieser Text stütz sich auf Mitschriften anderer HörerInnen von Vorlesungen, die Saussure gehalten hatte. Vergleiche zwischen dem Cours und dem Nachlass Saussures suchen die authentischen Theorien Saussures von denen der Autoren des Cours zu differenzieren und es zeigte sich, dass einige wesentliche Theorien des Cours von den Herausgebern stammen, wie etwa der Satz, die Sprache „eine Form, und keine Substanz“.

Zur Laryngaltheorie:
Ferdinand de Saussure (1879): Mémoire sur le système primitif des voyelles dans les langues indo-européennes.
„Nur zwei Jahre nach Karl Brugmanns Veröffentlichung zu den silbischen Nasalen verfasste der damals 21-jährige Schweizer 1878 einen bahnbrechenden Aufsatz. Aufgrund dieser Schrift des Leipziger Studenten gehen heute die meisten Indogermanisten davon aus, dass die späturindogermanischen Laute *a, *ā, *o und *ō in vielen – *a und *ā nach der Ansicht mancher Forscher sogar in allen – Fällen aus einem *e in Kombination mit einem sog. Laryngals entstanden sind. Laryngale sind Konsonanten, über deren weitere phonetische Realisierung keine Einmütigkeit herrscht; bisweilen werden sie als Kehlkopflaute charakterisiert.
De Saussure hatte Laryngale „erfunden“, um gewisse Erscheinungen im Altindischen in einem einheitlichen Raster erklären zu können. Allerdings verfolgten zunächst nur wenige Forscher seine Ideen weiter. Das Interesse an de Saussures Erkenntnissen stieg erst an, als man in der heutigen Türkei vor ungefähr 100 Jahren 150 Kilometer östlich von Ankara nahe dem türkischen Dorf Boğazköy (dem heutigen Boğazkale) Lehmtafeln entdeckte, deren Entzifferung Bedřich Hrozný 1917, vier Jahre nach de Saussures Tod, gelang. Die auf diesen Lehmtafeln konservierte Sprache ist Hethitisch.
Eine Sensation waren diese Lehmtafeln aus zwei Gründen: Zum einen bezeugten sie die älteste bis dato (und bis heute) belegte indogermanische Sprache; die ältesten Texte datieren um 1700 v. Christus. Zum anderen bestand die zweite und wichtigere Sensation darin, dass das Hethitische eine Bestätigung der Theorie de Saussures ergab. Denn der polnische Sprachwissenschaftler Jerzy Kuryłowicz (1895-1978) entdeckte im Hethitischen indogermanische Wörter, die einen heute mit ḫ transkribierten Laut exakt dort aufweisen, wo ihn de Saussure postulierte. Heute akzeptiert, in der einen oder anderen Form, die Mehrheit der Indogermanisten die Laryngaltheorie.“
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Ferdinand_de_Saussure. [27.3.2015]

Redaktion: CD, 27.3.2015