Josef Gassner - Chronologie

Geboren 1727 in Braz, Vorarlberg,
1750 zum Priester geweiht,
Priester von 1758 an in Klösterle, Ostschweiz, begann er während der Messe, der Predigt und der Beichte unter Kopfschmerzen, Schwindel zu leiden. Er hatte den Verdacht, der Böse sei am Werk, wogegen er mit Exorzismusgebeten erfolgreich ankämpfte. Daraufhin begann er, bei Kranken Exorzismus zu praktizieren. Auf seinem Grabstein wurde er als der gefeiertste Exorzist seiner Zeit bezeichnet.

1774 heilte Pater Gassner Gräfin Maria Bernardine von Wolfegg und verfasste ein Buch über seine Heilmethode, wobei er zwischen natürlichen Krankheiten, die der Arzt heile und übernatürlichen (Hexerei, Teufelsbesessenheit) unterschied.
Darin propagierte er den Probe-Exorzismus: „In allen diesen Fällen sagte Gassner dem Patienten zunächst, der Glaube an den Namen Jesu sei eine notwendige Voraussetzung für die Heilung, dann bat er um seine Einwilligung zu einem exorcismus probativus (Probe-Exorzismus). Darauf beschwor er den Dämon feierlich, die Krankheitssymptome hervorzubringen; wenn die Symptome erschienen, hielt Gassner es für bewiesen, daß die Krankheit vom Teufel verursacht worden war, und er machte sich daran, ihn auszutreiben. Wenn sich aber keine Symptome zeigten, schickte er den Patienten zum Arzt.“  (Ellenberger, 1973, 90)

Als besonders anfällig für diese Art der Erkrankung nannte Gassner Sünder, Schreckhafte, alle Traurigen, Ängstige, Schwermütige, Verzagte, Kummerhafte, Skrupulose und Melancholische“, jene von „unmenschlichem Zorne“,
Als Bedingung für die Heilung nannte Gassner einen starken Glauben und die Überzeugung, dass die Krankheit vom Teufel verursacht sei und dieser auf Befehl Gassners weichen werde. Ein Rückfall beruhe auf Glaubensschwäche.

Der Fürstbischof von Regensburg, Graf Fugger, unterstützte ihn und  Gasser lebte von November 1774 bis Juni 1775 in Ellwangen (Württemberg), wohin die Menschen strönten um Pater Joseph Gassner aufzusuchen, der seine Patienten in Gegenwart kirchlicher Würdenträger exorzierte, worüber wirtwörtliche Protokolle angefertigt wurden. Zu einer Nonne, die an Krampanfällen litt sprach Gassner feierlich auf Lateinisch: „Wenn in dieser Krankheit etwas Unnatürliches ist, so befehle ich im Namen Jesu, daß es sich sogleich wieder zeigen solle». Die Patientin bekam sogleich Krämpfe. Nach Gassner war dies ein Beweis dafür, daß die Krämpfe von einem bösen Geist hervorgerufen wurden und nicht durch eine natürliche Krankheit. Nun ging er dazu über, zu demonstrieren, daß er Macht über den Dämon habe. Er befahl ihm auf Lateinisch, in verschiedenen Körperteilen der Patientin Krämpfe hervorzubringen; er rief nacheinander die äußeren Erscheinungsbilder von Trauer, Albernheit, Gewissenszweifeln, Wut usw. hervor, und sogar das «Bild des Todes». Alle seine Befehle wurden pünktlich ausgeführt. Es erschien nun folgerichtig, daß es, sobald ein Dämon so weit gezähmt war, relativ einfach sein müßte, ihn auszutreiben, was Gassner auch tat.“ (Ellenberger, 1973, 90)

Flugschriften pro und contra erschienen in Deutschland, Österreich, Frankreich und in der Schweiz.
1775 bildete die Universität von lngolstadt eine Untersuchungskommission, die für Gasser ein günstiges Ergebnis zeigte.
Der Kurfürst Max-Joseph von Bayern berief eine Untersuchungskommission ein, der Dr. Mesmer angehörte, der einen tierischen Magnetismus entdeck zu haben glaubte und in München am 23. November 1775 eine Demonstration davon gab: Nur durch eine Berührung seines Fingers brachte er Symptome zum Verschwinden oder Auftreten. Mesmer erklärte, Gassner sei ohne Zweifel ein redlicher Mann, nur heile er seine Patienten durch tierischen Magnetismus, ohne es selbst zu merken.

Gassner wurde in eine kleine Gemeinde namens Pondorf versetzt, wo er am 4. April 1779 verstarb. Auf seinem Grabstein wurde er als der gefeiertste Exorzist seiner Zeit bezeichnet.

Sozialpolitischer Hintergrund der Kontroverse um Gassner war der beginnende Kampf zwischen den Kräften der Aufklärung und der Feudalherrschaft, zwischen Aberglauben und Wissenschaft.

Text und Redaktion: Christine Diercks, 2009, 22.6.2013, 1.2.2017