Eugen Bleuler - Chronologie

Chronologie:

30. 4. 1857 geboren in Zollikon bei Zürich.
Sein Vater war er  Landwirt Johann Rudolf Bleuler (1823-1898), seine Mutter Pauline Bleuler (1829-1898). Der Vater wurde mit Seidenhandel vermögend und Eugen Bleuler wuchs in einer herrschaftlichen Villa am Züricher See auf.
Besuch der Primärschule in Zollikon.
Gymnasium in Zürich.
Medizinstudium an der Universität Zürich.
1881 Promotion an der Universität Bern.
Ehe mit Hedwig Bleuler, geborene Waser, das Paaar hatte vier Kinder.
Ihr Sohn Manfred Bleuler wurde später ebenfalls Dirktor am Burghözli.

Die psychotische Erkrankung seiner Schwester, die 1874 erstmals am Burghölzli stationär behandelt worden war, dürfte zu seinem Entschluss, sich in Psychiatrie zu spezialisieren, beigetragen haben.
1881-1884 Assistenzart bei Rudolf Schärer in der Anstalt Waldau in Bern.
Studienreisen nach Paris zu Jean Martin Charcot, nach London und nach München zur Bernhard von Gudden.
Assistenzarzt bei Auguste Forel an der Psychiatrischen Klinik Burghölzli.
1886 Direktor der psychiatrischen Klinik Rheinau.
1898 - 1927 Direktor der psychiarrischen Klinik Burghölzli.
Ordinarius für Psychiatrie an der Universität Zürich.

In Auseinandersetzung und in Korrespondenz mit Sigmund Freud.
Von 1904 bis 1937, 23 Briefe von Freud, 56 Briefe von Bleuler sind erhalten, herausgegeben von Michale Schröter 2012
Bleuler wandte sich mit vielen Fragen an Freud, der damals noch sehr umstritten war. „Wir fragen Sie viel; aber die Sachen sind uns zu wichtig, als dass wir uns mit irgend einer Unklarheit beruhigen könnten.“
Bleuler lehnte jedoch die Mitgliedschaft in den damals in Gründung begriffenen psychoanalytischen Vereinen ab, sie seien zwar begrüssenswert, aber ihre Modalitäten der Geschlossenheit erachtete er als schädlich, sein Wissenschaftsverständnis war ein demokratisches.

1927 in seiner Abschiedsvorlesung hielt Bleuler seine Beiträge zum Alkoholismus für sein Hauptwerk.
1932 Mitglied der Gelehrtenakademie Leopoldina.
Am 15. Juli 1939 starb Eugen Bleuler in Zollikon bei Zürich.

Seine Bedeutung für die Psychoanalyse:

Eugen Bleuler war der erste Ordinarius für Psychiatrie, der sich mit der Psychoanalyse auseinandersetzt. Er eröffnete ihr damit einen Zugang zur Universität.

Freud berichtete, „nach 1906 erfuhr man, daß sich die Psychiater in Zürich, E. Bleuler, sein Assistent C. G. Jung und andere lebhaft für die Psychoanalyse interessierten.“ (Sigmund Freud 1925d)
„Von 1907 an änderte sich die Situation gegen alle Erwartungenund wie mit einem Schlage.“ (Freud, 1914d, 65)
„An keiner anderen Stelle fand sich auch ein so kompaktes Häuflein von Anhängern beisammen, konnte eine öffentliche Klinik in den Dienst der psychoanalytischen Forschung gestellt werden oder war ein klinischer Lehrer zu sehen, der die psychoanalytische Lehre als integrierenden Bestandteil in den psychiatrischen Unterricht aufnahm.
Die Züricher wurden so die Kerntruppe der kleinen, für die Würdigung der Analyse kämpfenden Schar. Bei ihnen allein war Gelegenheit, die neue Kunst zu erlernen und Arbeiten in ihr auszuführen. Mitte des Jahres 1907, [bildete sich] auch im Burghölzli ein zwangloser Verein, der in regelmäßigen Zusammenkünften die Probleme der Psychoanalyse diskutierte.“ (Freud, 1914d)
„Die Ärzte des Burghölzli haben einander nicht nur die Träume ausgelegt, sie haben jahrelang auf jedes Komplexzeichen aufgepasst, das gegeben wurde […]. Auf diese Weise haben wir einander kennengelernt, bekamen gegenseitig ein einheitliches Bild von […] unseren bewussten und unbewussten Strebungen, und man war ehrlich genug, die richtigen ,Deutungen‘ als solche anzuerkennen.“

Wesentlich für die internationale Verbreitung der Psychoanalyse waren Bleuler und Jung in Zürich, die früh die Bedeutung von Freuds Entdeckung erkannten. Abraham und Eitingon brachten von dort die Psychoanalyse nach Berlin. Auch Jones (tw.), Brill und Nunberg kamen über Zürich mit Freud in Kontakt, die Beziehungen in die USA nahmen dort ihren Anfang.

Bleuler 1910 in „Die Psychoanalyse Freuds“:

„Die Ärzte des Burghölzli haben einander nicht nur die Träume ausgelegt, sie haben jahrelang auf jedes Komplexzeichen aufgepasst, das gegeben wurde (…). Auf diese Weise haben wir einander kennengelernt, bekamen gegenseitig ein einheitliches Bild von […] unseren bewussten und unbewussten Strebungen, und man war ehrlich genug, die richtigen ,Deutungen‘ als solche anzuerkennen.“

Der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung trat Bleuler 1910 nicht bei. Wissenschaft war für ihn keine Angelegenheit eines privaten Vereines sondern die einer öffentlichen Universität.
Bleuler stand mit Freud von 1904 bis 1937 in Briefkontakt.

Bleuler führte den Begriff „Schizophrenie“ ein,

da „es sich bei der kraepelinschen Dementia praecox weder um eine notwendige Dementia noch um eine notwendige Praecocitas handelt“.
„Ich glaube nämlich, dass die Zerrissenheit oder Spaltung der psychischen Funktionen ein hervorragendes Symptom der ganzen Gruppe sei.“ (Bleuler, 1908c)
Damit ersetzte er die Bezeichnung „dementia „praecox“, die von Emil Kraepelin geprägt wurde.
„Wir waren es ja gerade, die den Sinn im Unsinn bei der Schizophrenie aufgedeckt haben (…) der Führer war uns Freud.“ (Bleuler 1920)

Bleuler führte auch den Begriff „Autismus“ ein,

den er  mit der Schizophrenie (Grundsymptom) in Verbindung brachte, die er als starke Selbstbezogenheit  beschrieb.

Bleuler führte den Begriff „Ambivalenz“ ein:

Die gleiche Vorstellung ist von positiven und negativen Gefühlen betont.
Eugen Bleuler gebrauchte den Begriff der Ambivalenz in einem Vortrag bei der Ordentlichen Winterversammlung des Vereins schweizerischer Irrenärzte in Bern am 26./27.11.1910.
Ein Bericht über den Vortrag und die Diskussion findet sich im Zentralblatt für Psychoanalyse 1, 1911, S. 266-268. Vollständig abgedruckt wurde der Vortrag Eugen Bleuers über Ambivalenz  in: Festgabe zur Einweihung der Neubauten der Universität Zürich 18. IV. 1914 (Festgabe der medizinischen Fakultät). Zürich: Schulthess & Co 1914, S. 95-106.

Redaktion: CD, 22.2.2012, ERgänzt am 21.6.2013