Dr. Erika Danneberg 1922-2007. Nachruf Friedl Früh

Am 29. Juni 2007 starb Dr. Erika Danneberg, die am 9.Jänner 1922 geboren worden war, nach langer Krankheit, nach einem Leben, das durch viele Interessen und Begabungen, Begeisterung und Einsatz, durch persönlichen Mut und sorgfältiges Arbeiten ausgezeichnet war.
In all ihren Interessen Feldern hat die Psychoanalyse  und die Arbeit in der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung während einer Zeit von über 20 Jahren den hervorragenden Platz eingenommen.
Zur Psychoanalyse war sie während ihres Psychologiestudiums nach dem Krieg gekommen, das sie mit der  Promotion 1951 abgeschlossen hatte.
Vorher schon hatte sie während des Krieges Germanistik an der Wiener Universität studiert,
hatte 1944 dann allerdings keine Inskriptionserlaubnis wegen eines fehlenden politischen Tätigkeitsnachweises  mehr erhalten. Die Liebe zur Literatur und zum Schreiben aber hat sie sich ihr Leben lang bewahrt.
Nach dem Krieg und nach dem Abschluß einer Lehranalyse bei Tea Genner-Erdheim, so wie nach ihrer theoretischen Ausbildung Ende der 50ger Jahren, als ganze drei Kandidaten in den Ausbildungsseminaren der WPV saßen (Erika Danneberg, Harald Leupold-Löwenthal und Karl Cmyral), eröffnete sie 1961 ihre eigene Praxis, wurde Mitglied in der WPV und 1973 zur Lehranalytikerin gewählt. Zusammen mit Dr. Hedda Eppel gründete sie im Rahmen der Vereinigung eine Kinderanalytische Beratungsstelle. Von 1974 bis 1978 war E.D. im Vorstand und im Lehrausschuß der WPV tätig und zusätzlich war sie als ausgebildete Gruppenanalytikerin auch über viele Jahre hindurch Mitarbeiterin der Internationalen Arbeitgemeinschaft für Gruppenanalyse in Bad Aussee.
Viele Kolleginnen und Kollegen der  Wiener Vereinigung, denen sie durch ihre Fähigkeiten und ihr Wissen in  ihrer eigenen  Entwicklung weiter geholfen hat, sind ihr zu großer  Dankbarkeit verpflichtet.   Als Mitarbeiterin in Vorstand und  Lehrausschuß der Vereinigung hat E.D. durch lange Jahre hindurch die  Geschicke der WPV mit all ihrer Energie und großer Bereitschaft,  Verantwortung zu übernehmen, mitgetragen.  In ihren späteren Jahren  drängte das Interesse für aktive politische Arbeit das Engagement für  die Psychoanalyse, zumindest im Rahmen des Vereins, immer mehr zurück.  Mehrere Reisen nach Nicaragua und das Engagement im Rahmen der Salud  Mental der Sandinistischen Regierung, so wie ihre aktive Mitarbeit in  der Kommunistischen Partei Österreichs, verlagerten ihr Interesse und  ihre Einsatzbereitschaft immer mehr auf das politische Feld.  Von sich  selbst hätte sie wohl gesagt, dass ihr das Wichtigste im Leben die  Liebe zur Freiheit gewesen sei. Dafür und deswegen hat sie sich für die  Psychoanalyse interessiert und eingesetzt. Dafür und darüber hat sie  gesprochen und geschrieben, so lange ihre Kräfte reichten. 

Die Titel ihrer größeren Veröffentlichungen lauten: 
Die Abenteuer des Leutnants Prentjes, 1960, 
Dissertation  über die Auswirkungen des Krieges auf Jugendliche, 1951,
Dynamische und  ökonomische Aspekte der Entwicklung des Über-Ichs, 1966, 
Arbeiten über  Nicaragua – Notizen, Brief, Reportagen, 1987, 
Wie leistet man Widerstand? In den Jahren der Tode 1995, 
Nicaragua. Eine lange Liebe, 2000.

Für das gesprochene Wort aber, das seine Wirkung heimlicher und  vielleicht mächtiger tut, als das aufs Papier geschriebene, will ich ein  Zitat wiedergeben, das aus einem Interview stammt, welches Erika  Danneberg im Mai 1977 gegeben hat:
„Im übrigen habe ich mich immer sehr davor gehütet, mir  Phantasien darüber zu machen, was aus dieser Patientin werden könnte  oder sollte, sondern sehr darauf zu achten, was sie eigentlich möchte;  was möchte sie, dass aus ihr wird, kann sie das verwirklichen, was sie  sich vorstellt?“
So hat Erika Danneberg, meinem Erleben und Empfinden nach, versucht,  die Freiheit im Denken und Entscheiden, die ihr so wichtig war, die  anderen selbst finden zu lassen.

Text: Friedl Früh, eingegangen bei psyalpha am 11.12.2007 
Redaktion CD, 2008