Roland Kaufhold: Edith Buxbaum (1902 - 1982)

Eine Pionierin der Psychoanalytischen Pädagogik und antifaschistische Aktivistin: Von Wien über New York nach Seattle/Washington

Originally published by the Edith Buxbaum Journal, Esther Altshul Helfgott, Ph.D. editor & publisher.

Autor: Dr. Roland Kaufhold

Für Hilde und Ernst Federn (Wien)
Für Rudolf Ekstein (Los Angeles/Wien)


Zusammenfassung /Summary

Die Psychoanalytische Pädagogik bildete in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts eine außergewöhnlich produktive gesellschaftskritische Reformbewegung. Der „soziale Ort“ (Bernfeld) dieser Bewegung war vor allem die Stadt Wien; dieser wurde durch den Faschismus ausgelöscht. Den meisten Psychoanalytischen Pädagogen glückte die Flucht ins - vorwiegend amerikanische - Exil. Dort gelang es ihnen, trotz des in den USA vorherrschenden „Medicozentrismus“ (Paul Parin), Tradition aufzubewahren, welche von ihnen ab Ende der 60er Jahre wiederum in den deutschsprachigen Raum zurückgebracht wurden. Eine der bedeutendsten Wiener Psychoanalytischen Pädagogen war Edith Buxbaum (1902-1982), eine Cousine und Freundin Bruno Bettelheims und zugleich eine der ersten Kinderanalytikerinnen; sie scheint heute nahezu vergessen.

Edith Buxbaum war in Wien in herausragend mutiger Weise im antifaschistischen Kampf engagiert. Ihr Lebensweg, ihre enge Freundschaft mit Buno Bettelheim und ihr Wirken von Wien über New York nach Seattle wird nachgezeichnet.

Diese Studie wird ergänzt und vertieft durch knappe Skizzen zum Lebensschicksal aller wichtigen, vor den Nazis in die USA emigrierten Wiener Psychoanalytischen Pädagogen, die seinerzeit in Wien entweder offizielle Mitglieder der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung (WPV) oder aber Ausbildungskandidaten und Teilnehmer an den Lehrgängen für Pädagogen 1937 / 38 waren. Abschließend wird an einige amerikanische Psychoanalytiker und Pädagogen - nahezu ausschließlich Laienanalytiker - erinnert, welche in den 20er und 30er Jahren nach Wien gekommen waren, um dort die Psychoanalyse und deren pädagogische und soziale Anwendbarkeit kennenzulernen - und welche dann nach der „Machtergreifung“ der Nazis durch ihr Engagement sowie ihren persönlichen Mut massgeblichen Anteil an der erfolgreichen Emigration der Wiener Psychoanalytischen Pädagogik vornehmlich in die USA hatten.

„Wenn man in dieser Zeit zur psychoanalytischen Bewegung gehörte, war man Teil einer Gruppe enthusiastischer junger Rebellen. Schon auf Grund dieser Tatsache waren alle diese Leute eng miteinander verbunden. Sie alle glaubten an etwas, das ziemlich anders, ziemlich revolutionär war, wofür man von den akademischen Kreisen ausgegrenzt wurde, und man wußte, daß man damit kein Prestige und Geld bekommen konnte.“ Dora Hartmann (in: Reichmayr 1990, S. 121)

„Bettelheim: It seemed, at that time (in Vienna) so improbable that psychoanalysis would become such a public interest, and we have so many adherents. At the time, it was a very small group when I came to it, maybe 20 people or thereabout, who formed this international psychoanalytical association. They all knew each other. They were friends  sometimes enemies. But it was a small group, an esoteric group, if you like. (…) Psychoanalysis was seen by ist practitioners to be much broader than just working with individual psyches. More than anything, it was seen as a humanistic movement. (…) Though Freud had a certain skepticism about the effectiveness of psychoabnalytic therapy, he never had any doubt that psychoanalysis would lead to a deeper understanding of the human psyche and human intellectual life, in which he was very, very much interested. (…) It was a human movement, a humanistic movement more than anything else. It was not a medical movement.

Ekstein: Correct. Freud invested some of his private money he had in his journals.

Bettelheim: It was a pioneer movement.

Ekstein: We thought of each other to be a pioneer.

Bettelheim: Yes.“

Aus dem letzten Gespräch zwischen Bruno Bettelheim und Rudolf Ekstein am 10.1.1990 in Los Angeles (in: Kaufhold 1993, S. 3, s. Bettelheim/Ekstein 1994).

„Von allen Anwendungen der Psychoanalyse hat keine soviel Interesse gefunden, keine soviel Hoffnungen geweckt und demzufolge soviel tüchtige Mitarbeiter herangezogen wie die auf Theorie und Praxis der Kindererziehung. (…) Das Kind ist das hauptsächliche Objekt der psychoanalytischen Forschung geworden; es hat in dieser Bedeutung den Neurotiker abgelöst, an dem sie ihre Arbeit begann.“  Sigmund Freud (1925)

 

I. Kindheit und Jugend in Wien

Freud formulierte diese Wertschätzung einer Anwendung der Psychoanalyse auf die Pädagogik in seinem Geleitwort zu August Aichhorns legendärer Studie „Verwahrloste Jugend“. Obwohl Freud nur einige wenige Schriften publiziert hat, in denen er sich auf eigene therapeutische Tätigkeiten mit Kindern bezog, unterstützte er das Entstehen einer psychoanalytischen Pädagogik nachdrücklich. So war es kein Zufall, dass seine jüngste Tochter Anna Freud (1895-1982) zu eine der bedeutendsten Pionierinnen der Psychoanalytischen Pädagogik wurde.

Obwohl diese gesellschaftskritische Reformbewegung in den 20er und 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts vor allem in Wien eine außergewöhnlich Produktivität entwickelte - erinnert sei an die von 1926 - 1937 erscheinende Zeitschrift für psychoanalytische Pädagogik - ist diese Tradition heute nahezu vollständig vergessen. Sie wurde durch den Faschismus, die vollständige Vertreibung ihrer Vertreter ins Exil sowie die Ermordung einiger Psychoanalytiker in den deutschen Vernichtungslagern in unserem Bewußtsein ausgelöscht. Nur im Exil - vor allem in den USA - vermochten einige Emigranten Spuren dieser progressiven Tradition aufzubewahren und ab Ende der 60er Jahre wieder in den deutschsprachigen Raum zurückzubringen (s. Kaufhold 2001).2

Eine der bedeutsamsten Wiener Psychoanalytischen Pädagogen der damaligen Zeit war die vor 100 Jahren in Wien geborene Edith Buxbaum (1902-1982). Sie wurde am 20.4.1902 als einziges Kind der jüdischen Kaufleute Jeanette Seidler Buxbaum (1879-1962) sowie Samuel Buxbaum (1866-1934) geboren. Sie war eine Cousine des ein Jahr jüngeren Bruno Bettelheim (1903-1990) 3

und zugleich dessen engste Kindheitsfreundin. In ihren (unveröffentlichten) Erinnerungen, kurz vor ihrem Tod verfasst, schreibt Buxbaum über ihre Freundschaft mit Bettelheim: „Wir sind wie Geschwister aufgewachsen (…) Bruno und ich mochten einander sehr.“ (Sutton 1996, S. 65f.) Und Bettelheim beschreibt ihre enge, geschwisterähnliche Freundschaft mit den Worten: „We became not just good friends but extremely close friends.“ (Raines 2002, S. 21, s. Hermann 1993, S. 35, 60f.). Ihre Appartements lagen nur wenige Minuten Fußweg auseinander, und Buxbaums Wohnung bildete ein zweites Zuhause für Bettelheim.

Edith Buxbaum lebte bis 1910 oder 1911 in Wien, zog dann für drei Jahre nach Prag und kehrte kurz vor Ausbruch des 1. Weltkrieges wieder nach Wien zurück (Schwartz 1978, S. 2).

Buxbaums engste Jugendfreundin war die Psychoanalytikerin Annie Reich (geb. Pink) (1902-1971), in Wien Ehefrau von Wilhelm Reich; bei deren Heirat im Jahr 1922 war sie (gemeinsam mit Otto Fenichel) Trauzeugin. Buxbaum engagierte sich, zusammen mit Annie und Wilhelm Reich, Bettelheim sowie Otto Fenichel, in der österreichischen Jugendbewegung (dem sog. Jung-Wandervogel) sowie in der Friedensbewegung gegen den 1. Weltkrieg. Ausgelöst wurde dieses pazifistische Engagement der 14jährigen durch den Tod von Annie Reichs Bruder in diesem Krieg. Gemeinsam machten sie Ausflüge in den Wiener Wald, diskutierten engagiert über gesellschaftliche Reformen, Jugendbewegung und sexuelle Freiheit und sangen gemeinsam Folklieder, gelegentlich Revolutionslieder. Im Rahmen ihres Engagements in der Jugendbewegung las sie - Bettelheim teilt diese Erfahrung mit ihr 4
(s. Kaufhold 2001) - mit 13 Jahren Freuds Schriften, u.a. seine „Traumdeutung“, („… and I knew it by heart for years“); bald darauf seine gerade erschienene „Vorlesung zur Einführung in die Psychoanalyse“ („… Of course: everybody read that. In THAT group, everybody read that!“ (Schwartz 1978, S. 6f.)) . Mit heutigen Worten würden wir sagen: Ihr Engagement in der sozialistisch-pazifistischen Jugendbewegung bildete ein psychosoziales Moratorium, ermöglichte ihnen eine Ablösung, eine Emanzipation vom Elternhaus (s. Sutton 1996, S. 71, Hermann 1993, S. 30f.).

In dem Gespräch mit ihrer amerikanischen Kollegin Lawrence H. Schwartz (1978, S. 4) erinnert sich Buxbaum an die prägenden Spuren dieser frühen Erfahrung:

„EB: Well, I became acquainted with analysis in this Youth Movement.

LS: So this was extremely important for your own development.

EB: That´s right, but it was important for all the people who were in it. I mean, it was much more important than any school. (…) We were offered a room someplace where we had our discussions if we didn`t go outside into the country, but had them in the city. I remember that one of them was in the Augustina Kirche for a long time. This was the church where the tombs of the Hapsburgs are located. We had this room, and had our very antireligious discussions right here!“

Für Bruno Bettelheim erwuchs aus diesem Engagement in einer Gruppe Gleichaltriger und Gleichgesinnter eine zumindest vergleichbare emanzipatorische Erfahrung (s. Aichhorn 2003d, Kaufhold 2003b, S. 221-223). Theron Raines, Bettelheims langjähriger Literaturagent und Freund, beschreibt in seiner Bettelheim-Biographie die Bedeutung des Jung-Wandervogels für dessen Identitätsentwicklung folgendermaßen:

„`The Wandervogel was a good escape valve,´ Bettelheim said. `It made us feel freer, and in my case it really changed many of my ideas about society. We have nothing analogous to it in this country, certainly not the protest movements in the sixties. Wandervogel was completely nonviolent, we were against violence altogether. You see, Wandervogel was more of an exploration than a protest. Nobody said, `Let´s smash it all!´Maybe we thought we were more revolutionary than we were.´“ (Raines 2002, S. 21f.)

Diese Interpretation wird auch durch Bettelheims Erinnerungen an seine ihn lebensgeschichtlich prägenden Wiener Jugenderinnerungen gestützt, wie er sie in seinen letzten Buch, in „Themen meines Lebens“ (1990) versammelten stark autobiographisch getönte Essays wiedergegeben hat. Bettelheim hebt die Bedeutung der durch seine Gespräche mit den Reichs, mit Fenichel und Buxbaum angeregte Lektüre der Schriften Freuds sowie der reformorientierten Pädagogen - welche in so markantem Gegensatz zum Erziehungsklima seines Gymnasiums stand - hervor, wenn er ausführt:

„Daher enthielten die ersten Bücher, die auf mich wirklich befreiend wirkten, Kritik am bestehenden Erziehungssystem; sie stützten meine Überzeugung, daß es für die Jugend bessere Erziehungsmethoden geben müsse. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, ob ich vor oder nach meinem Beitritt zum Jung-Wandervogel, der linksgerichteten Jugendbewegung in Wien, auf die Freie Schulgemeinde aufmerksam wurde, die Gustav Wyneken (…) ins Leben gerufen hatte. Das Motto des Jung-Wandervogels lautete verkürzt „ADEA“, was „Abonniere den Anfang“ bedeutete; der Anfang war die Zeitschrift dieser Bewegung für eine Schulreform. Ich abonnierte ihn in der Tat. 5

Ich war begeistert von den dort propagierten Erziehungsmethoden. (…) Was ich aus dem Anfang lernte und erfuhr, war wirklich ein Neugbeginn für mich. Es bildete die Grundlage für meine pädagogischen Überzeugungen, die ich viele Jahre später in den Vereinigten Staaten in die Praxis umsetzte, als ich der Leiter einer Pionierinstitution des Erziehungswesens wurde. So war diese Lektüre von ausschlaggebender Bedeutung für meine persönliche, intellektuelle und berufliche Entwicklung.“ (Bettelheim 1990, S. 116)

Diese Identifikation Bettelheims insbesondere mit dem außergewöhnlich talentierten und produktiven Wilhelm Reich kommt auch in Raines´ Biographie zum Ausdruck, in der dieser Bettelheim zitiert:

„So through Annie Reich I got to know Willy Reich. (…) I was already friends with Otto Fenichel, and I was also very friendly with Siegfried Bernfeld and a few analysts of the younger generation. But Willy was so delightful and so extraordinary that I suppose I began to accept him as a kind of mentor, at least at first. We didn´t think in this terms  we were just friends  but he was a fascinating person, so very persuasive in his explanations and extremely brilliant. (…) He was a glowing personality, very charming, lively, and open in his manner. Willy was lovable, he had a magnetism that drew people to him.In any event, he was important to me because of our friendship and the wonderful conversations about analysis, which we all took part in. Edith, Annie, and Willy were all analysts  I was the only outsider  and we talked for hours. However, it was somehow Willy who first brought me systematically to analysis. (…) In my opinion, he was a genius, and with a genius you always get a lot of things you don`t like  the striking intuitions are there, but you also get very unpleasant aspects of character, flaws of character.“ (Raines 2002, S. 32f.)

Kommen wir zu Edith Buxbaum zurück: Sie besuchte das im VIII. Wiener Bezirk gelegene Mädchenrealgymnasium. Gleich gegenüber, auf der Albertsgasse, lag das Bundesrealgymnasium, auf welches Bettelheim ging, nur zehn Minuten von seiner Wohnung entfernt gelegen. Wechselseitig halfen sie sich bei den Prüfungen, in Mathematik und Latein, gemeinsam mit Annie Reich (s. Sutton 1996, S. 70, 87). 1920 legte Edith Buxbaum dort ihr Abitur ab, Bettelheim folgte ein Jahr später, im Juli 1921.

Noch im gleichen Jahr nahm die 18jährige am ersten Wiener psychoanalytisch - pädagogischen Seminar teil, welches vom Aichhorn-Schüler Hager geleitet wurde. Buxbaum erinnert sich:

„We had a group where we discussed problems concerning children. What you have now are child therapy seminars, but it wasn´t child therapy: it was psychoanalytic principles applied to education, which is what Aichhorn was interested in. (…) The group was a rather interesting. It was held in a rented room of Reich´s - in the back of it, next to Freud´s (room). There was Wilhelm Reich and Anni Pink, and me, and there was Jennie Pollack and Robert Waelder, and Greta Lehnert and Edward Bibring.“ (Schwartz 1978, S. 8)

Buxbaum spezialisierte sich jedoch noch nicht auf die Psychoanalyse, sondern studierte und promovierte im Fach Geschichte; einige Vorlesungen besuchte sie gemeinsam mit Bettelheim, mit dem sie weiterhin unzertrennlich verbunden war. Nach ihrer Promotion arbeitete sie von 1926-1936 als Gymnasiallehrerin in Wien. Mit dem ersten verdienten Geld finanzierte sie sich ihre ca. dreijährige analytische Ausbildung (bei Hermann Nunberg (1884-1970); ab 1935 eine zweite Analyse bei Salomea Gutmann-Isakower (1888-1974)). Ihre Freundin Annie Reich machte zeitgleich ihre Analyse bei Wilhelm Reich.

Edith Buxbaum wurde Mitglied des von Anna Freud 1927 gegründeten kinderanalytischen Seminars. An diesem Seminar nahmen zahlreiche Amerikanerinnen teil, die nach Wien gekommen waren, um die Psychoanalyse kennenzulernen - ein glücklicher Umstand, der einige Jahre später maßgeblich zum „partiellen“ Überleben der Psychoanalyse und der Psychoanalytischen Pädagogik im amerikanischen Exil beitragen sollte (s.u.; s. Kaufhold 2001, Mühlleitner/Reichmayr 2003, S. 78, Aichhorn 2003a, b, c, Wirth 2003). Buxbaum besuchte während ihres Studiums Kurse der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung (WPV); in ihrem ersten Referat vor der WPV im April 1931 zum Thema „Reaktion auf Fragestunden in der Klasse“ behandelte sie ihre schulischen Erfahrungen.

Sie war politisch sehr fortschrittlich engagiert und arbeitete in der von Wilhelm Reich sowie Marie Frischauf 1928 in Wien gegründeten „Sozialistischen Gesellschaft für Sexualberatung und Sexualforschung“ sowie ab 1930 in der „Proletarischen Sexualberatungsstelle“. Zugleich bildete sie Pädagogen in der Psychoanalyse aus und leitete eine Arbeitsgemeinschaft zur Anwendung der Psychoanalyse auf praktische Pädagogik. Sie spezialisierte sich auf die Kinderanalyse und veröffentlichte zwischen 1930 und 1936 mehrere Aufsätze in der Zeitschrift für psychoanalytische Pädagogik: „Analytische Bemerkungen zur Montessori-Methode“ (1932, 6, S. 324-333); „Angstäußerungen von Schulmädchen im Pubertätsalter“ (1933, 7, S. 401-409); „Detektivgeschichten in ihrer Rolle in einer Kinderanalyse“ (1936, 10, S. 113-121) (s.u.). 1936 erschien ihr psychoanalytisch-pädagogischer Beitrag „Massenpsychologische Probleme in der Schulklasse“.

Über ihr antifaschistisches Engagement schreibt Mühlleitner (1992, S. 59): „1935 wurde Buxbaum auf Grund ihrer politischen Aktivitäten als Sozialistin für kurze Zeit inhaftiert und von der Schule entlassen; der Vorfall rief in der Wiener Vereinigung Aufsehen hervor.“ Und Buxbaum erinnert sich an ihre Untergrundtätigkeit: „Oh, I had been active in the Left, in Communist activities. I wasn´t a Communist, but I was a fellow traveler and I helped people do things with the Underground. In one of the activities I helped get going, they got caught and so I got caught, and I was in jail.“ (Schwartz 1978, S. 28)

Diese Inhaftierung Buxbaums - die eine vierwöchige Haftzeit in einem Wiener Gefängnis zur Folge hatte - führte, verbunden mit der kurzzeitigen Inhaftierung der in Analyse befindlichen Marie Langer sowie der in Berlin tätigen Analytikerin Edith Jacobson durch die Gestapo, zu dem von Paul Federn ausgesprochenem „Abstinenzgebot“ - dem Verbot für Analysanden, sich zeitgleich neben der Analyse im politischen Widerstand zu engagieren; eine Entscheidung, die beispielsweise von Ernst Federn - der selbst in außergewöhnlich mutiger Weise im antifaschistischen Kampf engagiert war und von den Nationalsozialisten sieben Jahre lang in Dachau sowie Buchenwald gefangengehalten wurde (s. Kaufhold 1998, 2001, Federn 1985, 1998) - verteidigt wird, aber auch entschiedene Kritik hervorgerufen hat (s. Fallend/Nitzschke 2002).

 

II. Flucht in die USA: New York und Seattle / Washington

Die damals 35jährige Buxbaum floh kurz darauf - im August 1937 - wegen ihrer unmittelbar bevorstehenden erneuten Verhaftung nach New York; Sutton (1996, S. 102) schreibt, dass wegen ihres radikalen antifaschistischen Engagements „bei Kriegseintritt der Vereinigten Staaten ihr Name auf einer FBI-Liste verdächtiger Ausländer auftauchte, die angeblich `eine Gefahr für die nationale Sicherheit´ darstellten.“ Ihre Flucht wurde durch den Direktor des New York Bank Street Cooperative for Teachers ermöglicht, welcher für sie eine Stelle schuf, die Voraussetzung für ein US-Visa.

Buxbaum, die (wie Bettelheim) auf die Eintragung ihres Doktortitels in ihre Einwanderungspapiere insistiert hatte, trat dort diese Stelle als Lehrerin an, und es gelang ihr, sich binnen kürzester Zeit in New York - ohne Medizinexamen (!) - als Psychoanalytikerin niederzulassen. [Edith Buxbaum was not a medical doctor in Europe. Nor was Bettelheim.  They had no reason to re-take  medical exams. Their requests to be called „Doctor“ was no doubt to the immigration authorities. Dr., of course, referred to the Ph.D., editor].Dies erscheint als sehr bemerkenswert, da die dortige analytische Vereinigung von medizinisch orientierten Analytikern dominiert wurde, welche um ihre finanziellen Interessen fürchteten. Fritz Redl, der ebenfalls in Wien als Gymnasiallehrer gearbeitet (s.o.) und gemeinsam mit Bettelheims erster Frau im Sommer 1932 auf der berühmten Burg Schallaburg eine (von Bettelheim mit privaten Mitteln finanzierte (!) ) Ferienfreinzeit für schwer erziehbare Kinder und Jugendliche durchgeführt hatte (s. Kaufhold 2003b, S. 282) - war bereits einige Monate früher in die USA gegangen - allerdings auf Einladung der Rockefeller-Stiftung. Buxbaum spezialisierte sich auf die Kinderanalyse und unterrichtete (erneut: als Nichtmedizinerin!) am angesehenen, von Sandor Rado geleiteten psychoanalytischen Institut New Yorks (Sutton 1996, S. 232).

Buxbaum setzte sich weiterhin engagiert für zahlreiche ihrer Wiener Kollegen - insbesondere für ihren in Dachau und Buchenwald festgehaltenen Cousin Bruno Bettelheim - ein, indem sie Affidavits organisierte. Sutton (1996, S. 232) bemerkt: „Aufgrund dieser Kontakte war es ihr gelungen, die Amerikanische Psychoanalytische Vereinigung zur Unterstützung des Vorhabens zu mobilisieren, Bruno Bettelheim nach Amerika zu holen.“ (s. Kaufhold 2001) Nach Bettelheims glücklicher Emigration in die USA bemühte sie sich sehr um ihn und erleichterte ihm einen biografischen Neuanfang im amerikanischen Exil. So wohnte dieser unmittelbar nach seiner Flucht in die USA in ihrem Appartement (Raines 2002, S. 130). Gemeinsam unternahmen sie eine Reise durch die USA, um es Bettelheim zu ermöglichen, Abstand von seinen traumatischen Konzentrationslager - Erfahrungen zu gewinnen. Sutton beschreibt diese Reise mit den Worten:

„Im Juli (1939, R.K.) schlug Edith Buxbaum ihrem Vetter vor, das restliche Amerika zu erkunden. (…) Also brachen sie in Ediths altem Cadillac-Cabriolet auf, Amerika zu entdecken, - wie es sie einst als junge Wamdervögel in die österreichischen Wälder gezogen hatte. Edith bezahlte alles. Aus Geldnot schliefen sie meist unter freiem Himmel, nur ab und zu stiegen sie in einem der kleinen Motels ab, die die amerikanischen Landstraßen säumen. Ihre erste Etappe war Chicago, wo Bruno seinen alten Freund Fritz Redl wiedersah und viele andere Wiener kennenlernte, die von der angesehenen Universität der Stadt angezogen worden waren.“ (Sutton 1996, S. 232f., s. Raines 2002, S. 132-135)

Weiterhin gelang es Buxbaum, ihrer Mutter sowie ihrem späteren Ehemann, dem Wiener Juristen Fritz Schmidl (1897-1969), die Emigration nach New York zu ermöglichen. Dieser erwarb in den USA eine Zusatzqualifikation als social worker und arbeitete zeitweise gemeinsam mit ihr - ganz im Einklang mit der vor allem von August Aichhorn sowie Siegfried Bernfeld geprägten „Wiener Tradition“ (s. Aichhorn 2003a, b, Fisher 2003) - im Grenzbereich zwischen Pädagogik, Sozialarbeit und Psychoanalyse. 6

Eine Fortsetzung ihres politischen Engagements in den USA war ihr - wie nahezu allen deutschsprachigen Emigranten - angesichts der dortigen radikal veränderten Lebenssituation nicht möglich (s. Kaufhold 1998, 2001, 2003). Buxbaum bemerkt: „I didn´t think that I could. In Europe, I knew what I was talking about and I knew what the circumstances were. Here, I felt that I didn´t know anything about what was going on in the country. In fact, I stopped any political activity after I was arrested in Vienna, because I would have endangered anyone with whom I´d been in contact. So that was finished.“ (Schwartz 1978, S. 30, s. Kaufhold/Löffelholz 2003)

Von 1938-46 arbeitete sie in New York als Analytikerin und Supervisorin und lehrte von 1944-1947 an der New School for Social Research Psychologie. Sie wirkte am New York Psychoanalytic Institute, als Beraterin am Little Red Schoolhouse, the Town School, the Children´s Aid Society sowie an der Community Service Society (Helfgott 2002, Schwartz 1978). Sie hielt zahlreiche Vorträge und kinderanalytische Seminare für die Child Welfare League sowie die Bank Street Cooperative for Teachers - ein symbolischer Dank für die Institution, welche ihre Emigration in die USA ermöglicht hatte. Zu ihren Freunden in der neuen Heimat gehörten die ebenfalls aus Wien vertriebenen Psychoanalytikerinnen Judith S. Kestenberg (1910-1999) und Else Pappenheim (geb. 1911) (s.u.) (s. Kaufhold 2003).

1947 übersiedelte sie nach zehnjähriger Tätigkeit in New York nach Seattle und arbeitete dort 25 Jahre lang als Psychoanalytikerin sowie als Beraterin für verschiedene Wohlfahrtsorganisationen, u.a. der Community Service Society und in der Northwest School (Seattle, Washington). Ihre Identifikation mit dem Judentum mag in dem Umstand erkennbar werden, dass sie von 1965-66 - zwei Jahre nach Bettelheims legendärem Studienaufenthalt in Israel - ihr akademisches Jahr in Israel verbrachte; sie arbeitete dort als Supervisorin sowie als Beraterin für Erzieher und Therapeuten an einer Kinderklinik eines Kibbutzim. Erinnert sei in diesem Kontext an die zeitgleich entstandenen Kibbutz-Studien ihrer ebenfalls aus Wien in die USA vertriebenen Kollegen Bruno Bettelheim sowie Rudolf Ekstein (geb. 1912), beide ebenfalls aus dem sie existentiell prägenden Kreis der Wiener Psychoanalytischen Pädagogik kommend (Bettelheim 1969, Ekstein 1969, s. Kaufhold 2001, S. 185-192, 2003).

In den 70er Jahren war Edith Buxbaum Assos. Clinical Professor für Kinderpsychiatrie der Universität Washington, Seattle, und baute das Seattle Institute for Child Analysis auf. Privat schloss sie an ihre in ihrer Wiener Jugend geprägten musikalischen Interessen an und intensivierte ihr Klavierspiel; weiterhin erlernte sie das Violinspiel. Sie publizierte die Bücher „Your Child Makes Sense: A Guidebook for Parents“ (New York 1949, 1970) sowie „Troubled Children in a Troubled World“ (New York 1970).

 

III: Wissenschaftliche Publikationen zur Psychoanalytischen Pädagogik

In dem von Ammon (1973) herausgegebenem frühen Sammelband zur Psychoanalytischen Pädagogik sind drei ihrer Beiträge aus diesem letztgenannten Werk auf Deutsch publiziert worden (S. 190-237). Hierin bezieht sie sich u.a. auf die in den USA publizierten Studien ihrer ebenfalls aus Wien vertriebenen psychoanalytisch-pädagogischen Kollegen Erik H. Erikson, Otto Fenichel, Anna Freud, Anny Katan, Ernst Kris, Margarete Mahler sowie Rene Spitz (s. Kaufhold 2001, 2003, 2003b).

Eine breitere Rezeption ihres kinderanalytisch-pädagogischen Wirkens im deutschsprachigen Raum wurde durch die Übersetzung ihrer Studie „Die Rolle der Eltern bei der Ätiologie von Lernstörungen“ ermöglicht; ihr Beitrag kann als eine der ersten deutschsprachigen Studien zur Psychoanalytischen Pädagogik der Nachkriegszeit gelten (s. Kaufhold 2001). Die Studie erschien 1964 in „The Psychoanalytic Study of the Child“ (19, S. 421ff.) - eine amerikanische Zeitschrift, die als der Nachfolger der Zeitschrift für psychoanalytische Pädagogik gelten kann - , 1966 in der „Psyche“ (20, S. 161-187), 1969 in gekürzter Fassung in Bd. II des von G. Biermann herausgegebenem „Handbuch der Kinderpsychotherapie“ sowie (in abweichender Übersetzung) in dem Sammelband „Psychoanalytische Pädagogik“ von Ammon. Im Folgenden beziehe ich mich auf die Version in Ammons Buch.

Buxbaum veranschaulicht hierin sowohl aus intrapsychischer als auch - und dies war seinerzeit neu - aus familientherapeutischer Perspektive das Zusammenwirken zwischen Schule und therapeutischer Behandlung mit psychisch kranken Kindern. Sie entsprach mit diesem modifiziertem bzw. erweitertem psychoanalytischem Ansatz Horst-Eberhard Richters zeitgleich im deutschsprachigen Raum in Entstehung begriffener Studie „Eltern, Kind und Neurose“ (1963), welche sich ja ebenfalls auf die verlorengegangene, ausgelöschte Tradition der Psychoanalytischen Pädagogik berief (s. Richter 2003).

Klinischer Hauptbezugspunkt ihrer kinderanalytischen Studie ist ihre zehnjährige Tätigkeit mit psychogen lernbehinderten und - hierdurch z.T. bedingt - verhaltensauffälligen, z.T. auch sprachbehinderten Kindern und Jugendlichen (im Alter von sechs bis zwölf Jahren) an der Northwest School, Seattle, welche von 1953 - 1963 in der Northwest Clinic untergebracht war. Buxbaum betont: „Die Nähe von Therapeuten und Schule gestattete einen Grad von Zusammenarbeit zwischen Lehrern und Therapeuten, die über die regelmäßig geplanten individuellen und Stabsbesprechungen hinausgingen.“ (S. 209) Durch ihre enge Zusammenarbeit mit Lehrern und Eltern war es ihr möglich, die Dynamik von deren Störung vor allem als eine interpersonale zu verstehen.

Ihre Beschreibung der psychogenen Lernstörungen dieser „Sonderschüler“ - welche uns an die zahlreichen, als wegweisend geltenden Studien der Psychoanalytischen Pädagogen Aloys Leber, Hans-Georg Trescher und Manfred Gerspach erinnern - sowie von deren Lernschwierigkeiten ist von ungebrochener Aktualität. Buxbaum führt aus:

„Ich betrachte eine universelle Lernschwierigkeit als eine gestörte Ich-Funktion, die in einer teilweise symbiotischen Beziehung zwischen Mutter und Kind begründet ist. Das Kind, dessen schulischen Lernschwierigkeiten universell sind, ist nicht nur auf dem Gebiet des Lernens gestört. Es hat auch immer Verhaltensprobleme. Das Kind ist unfähig, irgendeinen Druck zu ertragen, zum Beispiel länger auf einem Stuhl zu sitzen, als es das selbst will. Seine Aufmerksamkeitsspanne ist äußerst kurz; es kann keine Frustrierung tolerieren, sondern bricht bei der kleinsten Schwierigkeit in Tränen aus oder bekommt Wutanfälle. Es wird sich von niemand etwas lehren lassen. Es befindet sich in einem unaufhörlichen Liebeskampf mit seiner Mutter.“ (S. 208)

Buxbaum veranschaulicht ihre Interpretationen durch mehrere ausführliche Fallstudien; sie veranschaulicht u.a. den Zusammenhang zwischen Lesestörungen und unterdrückten Aggressionen.

In Ammons Sammelband (1973) sind noch zwei weitere Studien Buxbaums publiziert. In dem an Eriksons sowie Spitzs Studien zur Identitätsentwicklung angelehnten Beitrag „Das Problem der Trennung und das Gefühl der Identität“ (Buxbaum 1973b) diskutiert sie die Bedeutsamkeit der Bewältigung von Trennungserlebnissen von Kindern für deren psychische Gesundheit. Der Heranbildung eines Zeitgefühls - und somit eines Wissens darum, dass die abwesende Mutter wieder zurückkehrt und nicht für ewig verschwunden ist - beim Kleinkind kommt eine zentrale Bedeutung für die Bewältigung solcher Trennungserlebnissen zu. Buxbaum bemerkt: „Um diese Vorstellung akzeptieren zu können, muß das Kind in der Lage sein, sich daran zu erinnern, dass die Mutter, die wegging, zurückkehrte. Wenn diese Erfahrung einmal etabliert ist, kann es auf sie warten, ohne in tiefste Verzweiflung zu versinken.“ (S. 193) Hiermit schließt Buxbaum übrigens an Bettelheims diesbezüglichen Studien zur Identitätsentwicklung bzw. gescheiterten Identitätsentwicklung von autistisch-psychotischen Kindern an (s. Kaufhold 2001, S. 167-185). Dem Kind muß eine Möglichkeit eröffnet werden, seine Gefühle der Enttäuschung sowie der Aggression schuldfrei auszudrücken; auf diesem Wege tritt an die Stelle der (passiven, autoaggressiven) Depression eine gesunde Aktivität. Buxbaum betont:

„Man kann niemand trauen, wenn man ihn nicht zuerst getestet hat. Das Kind muß das Gefühl haben, dass es unartig sein kann, ohne deswegen in Stich gelassen zu werden. Wenn das Kind aber wieder verlassen wird, nachdem es eine neue Bindung hergestellt hat, könnte seine Fähigkeit zu vertrauen, schwer, wenn nicht unwiderruflich geschädigt werden. Das Kind wird versuchen, auf welche Weise ihm das auch möglich ist, zu überleben, indem es kämpft oder indem es sich unterwirft, wirklich lieben wird es aber niemand.“ (S. 194)

In „Aktivität und Aggression bei Kindern“ (Buxbaum 1973c) führt Buxbaum diese Überlegungen fort und greift hierbei auf Freuds frühes Konzept der Aggression als eine Form des Selbsterhaltungstriebes zurück. Dessen Manifestationen können sowohl konstruktiv als auch destruktiv sein bzw. in konstruktiver oder aber zerstörerischer Weise verwendet werden. Sie stellt eine Verbindung zwischen den einzelnen Phasen der libidinösen Entwicklung sowie den jeweiligen kindlichen Symptomen im Sinne von Fixierungsstellen her. Der Möglichkeit und Fähigkeit des Kleinkindes, Kontrolle über seinen Körper sowie seine Beziehung zu seinen Eltern zu erhalten, kommt eine zentrale Bedeutung für dessen gesunde oder aber pathologische Entwicklung zu. Buxbaum stellt eine Beziehung zwischen der zwanghaften Persönlichkeitsstruktur von Müttern, Einschränkungen im Übungsstadium von kindlichen Aktivitäten sowie Symptomen wie Einnässen, Ess- oder Sprachstörungen her.

Erwähnung verdient auch noch ihre 1936 - also noch in Wien - publizierte Abhandlung „Detektivgeschichten und ihre Rolle in einer Kinderanalyse“, welche sie fünf Jahre später in den USA auch auf englisch im Psychoanaltic Quarterly publizieren sollte. Hierin analysiert sie, von ihrer praktischen schulischen Arbeit im Deutschunterricht ausgehend, aus psychoanalytischer Perspektive das Problem unterschiedlicher Bewertung der kindlichen Lesestoffe seitens der Erwachsenen bzw. der Kinder. Lesestoff, welchen Kinder als faszinierend und attraktiv erleben, der unbewusste Triebkräfte und Phantasien freisetzt und welchen sie geradezu lustvoll verschlingen, steht in der Gefahr, von einer „moralischen Pädagogik“ entwertet, gar verboten zu werden. Jeglicher „pädagogischer“ Eingriff in die Lektüreprozesse der Kinder, jede wie auch immer begründete bzw. rationalisierte „pädagogische Maßnahme“ erscheint Buxbaum als fragwürdig. In ihren einleitenden Bemerkungen führt Buxbaum aus:

„Der Detektivroman ist ein wichtiger Bestandteil der Literatur. Erwachsene und Kinder lesen ihn mit gespanntem Interesse und sind in gleicher Weise unwillig über jede Unterbrechung der Lektüre; während aber der Erwachsene, was und wann er will, lesen kann, sind die Kinder sehr oft gezwungen, sich mit ihrer spannnenden Letüre zu verstecken. Ein Teil der Erzieher hält es nämlich immer noch für richtig die Zöglinge vom Lesen dieser `Schundromane´ abzuhalten oder sie dabei wenigstens soviel als möglich zu stören .

Die Erfahrung lehrt, dass pädagogische Massnahmen dieser Art - sei es nun, dass man verbietet, kritisiert oder versucht, die Verurteilung beim Kinde selbst hervorzurufen - zumeist fehlschlagen und nur den Erfolg haben, dass das Kind von nun an vorsichtiger ist. Wenn wir gegen eine Gewohnheit oder Unart der Kinder mit unserer Pädagogik und mit den Mitteln der Vernunft machtlos sind, nehmen wir an, dass sie eine unbewußte Bedeutung haben, zu deren Aufdeckung wir die Analyse zu Hilfe rufen können.“ (Buxbaum 1936, S. 113)

Buxbaum stand hiermit seinerzeit nicht allein: Bereits zehn Jahre zuvor, 1926, hatte der Psychoanalytische Pädagoge Siegfried Bernfeld unter dem provokativen Titel „Das Kind braucht keinen Schutz vor Schund. Es schützt sich selbst“ den Standpunkt vertreten, dass die kindliche Lektüre Ausdruck eines notwendigen psychischen Entwicklungsstadiums sei, ohne welchen das Kind nicht „von einer primitiven kulturfernen Stufe zu einer höheren“ fortschreiten könne. In den sogenannten „Schundphantasien“ - wie man sich seinerzeit wohl ausdrückte - lebe das Kind lebensgeschichtlich früher angelegtes Konfliktpotential aus. Es bedarf wohl nicht mehr des Hinweises, dass Bruno Bettelheim diese frühen, durch die Vernichtung der Psychoanalytischen Pädagogik durch den Nationalsozialismus in unserer Erinnerung ausgelöschten Erkenntnisse ein halbes Jahrhundert später in seinem weltberühmten Buch „Kinder brauchen Märchen“ (1975/dt. 1977) (sowie auch in „Kinder brauchen Bücher“, 1981, zus. mit K. Zelan) wieder popularisieren, weiterentwickeln sollte (s. Kaufhold 2001, S. 197-199, 201f., s. Fisher 2003). Es sei abschließend noch darauf verwiesen, dass in Deutschland Mauthe-Schonig/Schonig/Speichert (2000) mit dem Erstleselehrgang „Die kleine weiße Ente“ (s. Mauthe-Schonig 1996) diese grundlegenden Erkenntnisse in überzeugender Weise auf den Leselernprozess von Grundschulneulingen übertragen haben. Ich selbst wende diesen Leselehrgang - dem eine weite Verbreitung zu wünschen wäre - seit vielen Jahren in einer Sonderschule für Sprachbehinderte mit großer Freude und Erfolg an (s. Kaufhold 2001, S. 224-228).

„Die amerikanische Schriftstellerin und Buxbaum-Forscherin
Esther Altshul Helfgott (2002) (Seattle) veranschaulicht die ungebrochene Kontinuität zwischen Edith Buxbaums psychoanalytisch-pädagogischer Prägung in Wien sowie ihrem kinderanalytischem und pädagogischem Engagement in Seattle:

„In Seattle, lack of a medical degree did not hinder Buxbaum´s ability to develop a practice or a professional following. In fact, her connection to social work and education would ultimately allow her to extend her influence well beyond the psychoanalytic community that she helped form. Many of the social workers and educators whose lives she touched would remain in awe of her long after her death. (…) Edith Buxbaum put Seattle on the psychoanalytic map. How could she not? Her connection to Viennese psychoanalytic society, particularly her studies with Anna Freud, gave Buxbaum an exultant, if not royal, status in this out-of-the-loop Northwest town. (…) In fact, given Buxbaum´s propensity to link psychoanalytic principles to early childhood education, along with her connection to Seattle educators and social workers, she was instrumental in extending institutional psychoanalysis beyond its limited frontier. As with Anna Freud and a host of other teachers, many of them women, Buxbaum was part of a movement of European educators who came to child psychoanalysis in their second careers. These child analysts entwined their previous learning experiences with psychoanalysis. Buxbaum was part of this movement to create a psychoanalytic pedagogy and bring it to the wider community.“ (Helfgott, 2002)

Ihr ebenfalls in Wien aufgewachsener Kollege Richard Sterba (1898-1989) - bei dem u.a. Bettelheim mit seiner Lehranalyse begonnen hatte und der als einziger bekannterer nicht-jüdischer Analytiker aus Solidarität mit seinen jüdischen Kollegen vor den Nazis in die USA emigriert ist (s. Kaufhold 2001, 2003, Fisher 2003) - erinnerte sich 80jährig in Detroit an Edith Buxbaums Wirken: „Eines der nichtärztlichen Mitglieder, die weitverbreitete Anerkennung in der analytischen Welt erlangten, war Edith Buxbaum. Ihr tiefes menschliches und analytisches Verständnis für Kinder verschaffte ihr frühzeitig in ihrer Karriere einen Ruf als glänzende Therapeutin für Kinder und Jugendliche. Wir waren befreundet und genossen zusammen viele Ausflüge in den Wienerwald.“ (Sterba 1985, S. 151) Auf S. 58 seines Buches findet sich ein Foto vom September 1928, auf dem sie u.a. gemeinsam mit den Reichs, den Sterbas sowie Annie Angel-Katan am Strand der Donau abgebildet ist.

Edith Buxbaum starb am 14. Juli 1982.

 

IV. Nachtrag: Warum wurde Edith Buxbaum „vergessen“?

Ich habe diese Studie nach ihrer Fertigstellung einigen Kollegen übersandt. Mir wurde bestätigt, dass Edith Buxbaum selbst in psychoanalytischen Fachkreisen entweder vollständig unbekannt ist, oder aber dass man ihren Namen zwar gehört hat, jedoch nichts von ihr weiß - was auf das Gleiche hinausläuft. Ich möchte thesenartig in der gebotenen Kürze einige Überlegungen vorstellen, weshalb man Edith Buxbaum hierzulande „vergessen“ hat. Es wäre erfreulich, wenn diese knapp gehaltenen Thesen eine vertiefende Diskussion sowie weiterführende Forschungen zur Emigration der Psychoanalytischen Pädagogik in die USA sowie nach England anregen würden.

1. Edith Buxbaum gehörte in den 30er Jahren zum Kreis der jungen, noch nicht so anerkannten Analytiker. Sie hatte zwar einzelne Aufsätze publiziert, jedoch noch kein zusammenhängendes Buch. Das Erscheinen der Zeitschrift für psychoanalytische Pädagogik, in der sie die Mehrzahl ihrer Studien publiziert hatte, wurde eingestellt, die Kontinuität dieser progressiven, gesellschaftskritischen Tradition abrupt abgebrochen. Durch ihre frühe Emigration - der größte Teil der Wiener Psychoanalytiker und Psychoanalytischen Pädagogen emigrierte erst in den Jahren 1938 und 1939 - konnte sie in Wien nicht mehr wirken und ist so „vergessen“ worden. Sie hinterließ Mitte der 30er Jahre in Wien quasi keine Spuren mehr. Ihre politisch und rassistisch bedingte Flucht nach ihrer Verhaftung (sowie des damit einhergehenden Ausschlusses aus ihrem Lehrerberuf und ihrer politischen Überwachung) - sie mußte emigrieren! - dürfte innerhalb ihrer „Zunft“ zutiefst ambivalente Gefühle ausgelöst haben, weil sie sehr früh etwas machte, wovor man sich fürchtete und was man doch befürchtete - und eben deshalb verdrängen musste. Spätestens seit den Publikationen von Lohmann (1984), Lockot (1985), Reichmayr (1990), Fallend/Nitzschke (2002), Reichmayr//Mühlleitner (1998) sowie den diversen diesbezüglichen Publikationen von Paul Parin (s. Parin/Parin-Matthèy (2000)) dürfte innerhalb der psychologischen Disziplinen deutlicher und bewusster geworden sein, wie traumatisch und zugleich prägend sich der Nationalsozialismus für die Psychoanalyse sowie insbesondere die Psychoanalytische Pädagogik ausgewirkt hat - er war ein Trauma, welches bis heute nur sehr begrenzt „aufgearbeitet“ worden ist. Die Erinnerung an die radikale Antifaschistin Edith Buxbaum hätte dieses Trauma reaktiviert. Insofern dürfte die Erinnerung an sie auch bei einigen ihrer Wiener Kollegen Schuldgefühle ausgelöst haben, weshalb sie „zusätzlich“ „vergessen“ bzw. ihr Wirken in Wien sowie den USA nicht tradiert wurde.

2. Buxbaum wirkte im Bereich der Kinderanalyse, im Umkreis um Anna Freud; die Kinderanalyse wurde - zumindest seinerzeit - innerhalb der Psychoanalyse „nicht sonderlich ernst“ genommen, war ein „praxisorientiertes“, noch recht dubioses Verfahren, welches man gerne „den Frauen“ überließ (s. Fisher 2003). Eine psychoanalytisch orientierte Arbeit mit Kindern insgesamt erschien als eine fragwürdige Angelegenheit, mit der man innerhalb der „Zunft“ schwerlich Ansehen erlangen konnte. Anna Freud als Mitbegründerin der Kinderanalyse bzw. der Psychoanalytischen Pädagogik hat ja vermutlich nur deshalb solches Ansehen erlangt, weil sie die Tochter Sigmund Freuds war. In diesem Zusammenhang erscheint mir die Einschätzung Bettelheims erhellend, welche er in seinem letzten Gespräch mit David James Fisher - Psychoanalytiker aus Los Angeles und Analysand Rudolf Eksteins - folgendermaßen formulierte: „Ich weiß nicht. Ich hatte immer den Verdacht, dass Freud niemals die Kinderanalyse akzeptiert hätte, wenn sie nicht von seiner Tochter begründet worden wäre. Sie wissen, gerade mit Kindern, man kann sie nicht auf die Couch legen und einfach analysieren. Man muss mit ihnen spielen und aktiv werden, etwas, das in Freuds Augen nicht sehr angemessen für die Analyse war. Es gab persönliche Gründe dafür, dass er Abweichungen vom klassischen Modell zuließ.“ (in: Fisher 2003, S. 148)

3. Durch ihre Verhaftung (neben Edith Jacobson und Marie Langer; Ernst Federn mit seiner insgesamt einjährigen Inhaftierung schon vor 1938 sowie seiner siebenjährigen Gefangenschaft in Dachau und Buchenwald ist innerhalb dieser Thematik wirklich ein „Sonderfall“, s. Kaufhold 1998, 2001, 2003a) ist ihr Name mit der bekanntlich bis heute kontrovers geführten Diskussion verknüpft, „ob Analyse und politischer Widerstand vereinbar“ ist (s.o.). In einer gewissen Weise ist dieser Diskussion bis heute mit einem Tabu verknüpft. Auch dieser Umstand förderte nicht die „Spurensuche“ nach ihr.

4. Mir ist nicht bekannt, ob Edith Buxbaum nach ihrer Flucht in die USA überhaupt noch einmal besuchsweise nach Österreich oder Deutschland zurückgekehrt ist. Auf jeden Fall scheint sie keine Vorträge gehalten zu haben, so dass ihre Schriften auch nicht - bis auf die von mir geschilderten vereinzelten Ausnahmen - auf Deutsch publiziert worden sind. Es gab wenig Anlass, ihr Wirken im deutschsprachigen Raum „wiederzuentdecken“. Niemand spürte wohl einen Impuls, ihre Schriften auf Deutsch zu einem Buch zusammenzufügen.

5. Buxbaum wirkte in ihrer zweiten Lebenshälfte, seit 1948, in Seattle - und nicht etwa in New York, in der Menninger-Clinic oder in vergleichbar bekannten, auch hierzulande wahrgenommenen amerikanischen Institutionen bzw. Städten. Auch deshalb wurde sie im deutschsprachigen Raum nicht rezipiert, blieb „verschwunden“.

Ich möchte meine thesenartigen Überlegungen durch zwei Zitate Paul Parins abrunden, welche dabei behilflich sein könnten, die Lebenssituation Buxbaums nach ihrer Emigration sowie ihr dortiges psychoanalytisch-pädagogisches Wirken angemessener zu verstehen. Parin führt aus:

„Hier eine erste Bemerkung zur Psychoanalyse. Sie ist von einem Emigranten gegründet worden, dessen ärmliche jüdische Familie hoffnungsvoll den Sprung aus der mährischen Kleinstadt nach Wien, in die Kapitale, gewagt hatte. Sie verdankt beinahe alle Fortschritte Männern und Frauen, die (…) nahe daran waren, den sozialen Tod zu erleiden. Während eine spätere Analytikergeneration gezwungen war, über den Ozean auszuwandern, wechselten die Wiener Analytiker zumindest von einer Kultur in die andere. In der beinahe aussichtslosen Anstrengung, sich der Gesellschaft, die sie aufnehmen sollte, anzupassen und sie gleichzeitig nach dem Muster der mitgebracht-überlieferten Ideale zu verändern, blieb ein einziger Weg über den Abgrund der Anomie offen; und wenn es nicht der einzige Weg war, so doch die „via regia“ ins Herz der Zivilisation. Die Brücke war das Mitgefühl für das tragische Schicksal der Bedrängten.“ (Parin/Parin-Matthèy 2000, S. 11)

Und:

„Nur der aktive Verzicht auf das Gefühl emotionaler Geborgenheit macht Psychoanalyse möglich. (…) Alle die Emigranten aus Berlin und Wien waren in den angelsächsischen Ländern nicht nur auf eine Fremdsprache angewiesen. Ihre mütterlichen Gruppen waren zerbrochen; die höchst legitimen und im erwachsenen Leben oft so störenden Wünsche nach Geborgenheit standen offen zur Diskussion. Diejenigen, die sich dazu hergaben, in der Kaste der Kollegen und Kolleginnen statt gleichwertiger Partner oder Gegner doch wieder unbewußt einen tragenden Mutterboden zu suchen, gaben ihre Wißbegier und Kritik bald auf.“ (Parin/Parin-Matthèy 2000, S. 17)

 

V. Edith Buxbaum als Teil der aus Wien in die USA vertriebenen psychoanalytisch-pädagogischen Bewegung

V.1.Psychoanalytische Pädagogen, die Mitglied der WPV waren (7)

Anny Angel-Katan (1898-1992) war die Tochter von Ludwig Rosenberg, einem jüdischen Kinderarzt, der zum engen Freundeskreis Freuds gehörte. Sie war eine Analysandin von Anna Freud und eine Schülerin Wilhelm Reichs. Neben E. Buxbaum, O. Fenichel, den Bornsteins und den Sterbas gehörte sie zum politisch fortschrittlich engagierten Freundeskreis um Annie Reich. Sie war Mitglied der Kommunistischen Partei, was ihr später, bei ihren Bemühungen, die Staatsbürgerschaft in den USA zu erlangen, die größten Probleme bereiten sollte. Sie arbeitete bei der „Sozialistischen Gesellschaft für Sexualberatung und Sexualforschung“ mit und spezialisierte sich auf die Kinderanalyse.

1936 emigrierten sie zusammen mit Ihrem Mann - sie hatten sich zeitweise vor den Nazis auf Dachböden verstecken müssen - nach Den Haag, wo sie u. a. Direktorin der Child Guidance Clinic war. 1946 gingen sie in die USA und ließen sich in Ohio/Cleveland nieder. Ab 1955 war sie Professorin für Kinderpsychoanalyse an der Universitätsklinik in Ohio sowie Ausbilderin für Kinderanalytiker. Ihre Arbeit mit schwererziehbaren Kindern wurde vom Weißen Haus geehrt (Mühlleitner 1992, S. 27f.).

Siegfried Bernfeld (1892-1953) dürfte der in einer breiteren Fachöffentlichkeit bekannteste Wiener Psychoanalytische Pädagoge sein. Seine umfangreichen Schriften - welche die Bereiche Psychoanalyse, Pädagogik, Soziologie, Gesellschaftspolitik, jüdische Bewegung und Geschichte thematisieren - wurden in Deutschland Ende der 60er Jahre durch die 68er Studentenbewegung „wiederentdeckt“.

Bernfeld hatte sich bereits als Schüler in der Wiener Jugendkulturbewegung sowie in der linken zionistischen Bewegung engagiert und wurde einer ihrer produktivsten und charismatischsten Sprecher. Er setzte sich für die Schüler-Selbstverwaltung ein und plädierte für eine radikale Veränderung der Erziehungsinstitutionen. Bernfeld promovierte 1915 mit einer Arbeit „Über den Begriff der Jugend“. 1919 gründete er das nur kurzlebige „Kinderheim Baumgarten“, in dem verwahrloste jüdische Waisenkinder betreut wurden. Dieses pädagogische Experiment bezeichnete Bernfeld als einen „ersten ernsthaften Versuch mit neuer Erziehung“. 1925 erschien seine legendäre Streitschrift „Sisyphos oder Die Grenzen der Erziehung“.

1932 kehrte Bernfeld von Berlin nach Wien zurück, floh 1934 nach Frankreich und folgte 1937 einem Vorschlag von Simmel und Fenichel, in die USA zu emigrieren. Der „spätere“ Bernfeld  in den USA  hat sich nicht mehr mit psychoanalytischer Pädagogik beschäftigt, sein Hauptinteresse galt der Arbeit an der Biographie Freuds. Insbesondere für die jungen, gesellschaftlich engagierten psychoanalytischen Pädagogen Wiens wurde Bernfeld zu der Identifikationsfigur; die Stärke dieser Identifikation mag sich darin widerspiegeln, dass viele dieser Emigranten noch Jahrzehnte später Bernfelds Bedeutung für ihre berufliche und persönliche Identitätsfindung in ihrer neuen Heimat - den USA - hervorgehoben haben.

Die Schwestern Berta Bornstein (1896-1971) und Stefanie (Steff) Bornstein-Windholzova (1891-1939) gehören zum „Zentrum“ der Wiener sowie später der amerikanischen Psychoanalytischen Pädagogik. Berta Bornstein wurde in Krakau geboren und siedelte früh nach Berlin. Sie war Lehrerin an einer Schule für schwererziehbare Kinder in Berlin und kam zu den Zusammenkünften der „linken“ Gruppe, die sich in Fenichels Haus traf. Später gehörte sie zu den Empfängern von Fenichels „geheimen Rundbriefen“. Sie nahm am „Kinderseminar“ teil und spezialisierte sich auf die Kinderanalyse. 1929 ging sie nach Wien, wo sie mit Anna Freud zusammenarbeitete. 1930 publizierte sie in der Ztschr. f. psy. Päd. (4/1930, S. 446-454) die Beiträge „Beziehungen zwischen Sexual- und Intellektentwicklung“ und „Ein Beispiel für die Leugnung durch die Phantasie“ (10/1936, S. 269-275) sowie in der Internationalen Zeitschrift für ärztliche Psychoanalyse (IZP, 16/1930, S. 378-399) den Beitrag „Zur Psychogenese der Pseudodebilität“. Nach ihrer Emigration in die USA im Jahre 1938 lehrte Berta Bornstein ab 1951 Kinderpsychoanalyse, sie war von 1952 bis 1955 Vorsitzende der kinderpsychoanalytischen Abteilung des New York Psychoanalytic Institute.

Erik H. Erikson (1902-1994) verstand sich in jungen Jahren als Künstler, 1922 besuchte er in Karlsruhe - sowie in München - die Kunstakademie. Sein Jugendfreund Peter Blos überredete ihn, 1927 nach Wien zu kommen, um gemeinsam mit ihm an der Burlingham-Rosenfeld-Schule zu arbeiten. Die Rosenfeld-Schule, die heute als ein frühes psychoanalytisch-pädagogisches Modellprojekt gilt, war 1927 von Dorothy T. Burlingham im 13. Wiener Gemeindebezirk gegründet worden. Neben Erikson und Blos unterrichteten an der Schule u. a. auch Aichhorn und K. R. Eissler. Den Prozeß seiner eigenen Identitätsentwicklung hat der 71jährige Erikson „im Rückblick“ in seinem Aufsatz „Autobiographisches zur Identitätskrise“ (1973) sehr eindrücklich und anrührend beschrieben:

„Ich war ein Künstler, bevor ich Psychoanalyse studierte, und kann außer einem Montessori-Diplom kein `einschlägiges Studium´ nachweisen (S. 798) (…) Es war mein Freund Peter Blos (…) der mich rettete. Während unserer Bubenzeit in Karlruhe hatte er sozusagen seinen Vater mit mir geteilt, einen exzentrischen, aber auch prophetischen Arzt, der uns als erster etwas von Gandhi erzählte. (…) Nun schrieb er mir von Wien und forderte mich auf, an einer von Dorothy Burlingham gegründeten Schule mitzuarbeiten. Mit seiner Hilfe lernte ich, regelmäßig zu bestimmten Stunden zu arbeiten, und durch ihn kam ich in die Umgebung von Freud.“ (1973a, S. 810)

Erikson wurde 1933 Mitglied der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung. Er emigrierte im selben Jahr über Kopenhagen nach Boston, wo er, obwohl er kein Arzt war, Mitglied der psychoanalytischen Gesellschaft wurde und eine kinderanalytische Praxis eröffnete. Von Conzen wurde er als „der erste Kinderanalytiker in Amerika“ bezeichnet (Mühlleitner 1992, S. 87). 1939 zog er nach San Francisco, wurde dort Lehranalytiker und arbeitete zeitweise an der Menninger Foundation. 1949 erhielt er eine Professur in Berkeley, 1950 erschien „Kindheit und Gesellschaft“, sein wohl wichtigstes Werk.

Marianne Kris (1900-1980) wurde in Wien als Tochter des Kinderarztes Oskar Rie geboren. Sie studierte Medizin und promovierte 1925. Sie nahm an Anna Freuds kinderanalytischem Seminar teil und veröffentlichte 1932 in der Ztschr. f. psy. Päd. den Aufsatz „Ein Märchenstoff in einer Kinderanalyse“ (1932, 6, S. 437-441). 1927 heiratete sie Ernst Kris; 1938 flohen sie nach England, 1940 weiter nach New York. M. Kris wurde Mitglied der New York Psychoanalytic Society, wo sie Kurse nicht nur für Ärzte, sondern auch für Interessenten anderer Berufsgruppen hielt. In ihrer Arbeit mit Erziehern und Sozialarbeitern an der `Jewish Board of Guardians‘ und mit ihrer Teilnahme an den Studien über Kibbutzkinder gelang es ihr, die psychoanalytische Theorie außerhalb der klassischen Behandlungsform anzuwenden. Sie trat energisch für die Aufnahme von Laienanalytikern in die New Yorker Vereinigung ein.

Anna Maenchen (1902-1991) studierte in Wien Psychologie und Geschichte und wurde über Bernfeld mit Anna Freud bekannt. 1927 heiratete sie den Historiker Otto Maenchen-Helfen. Diesem wurde eine leitende Stelle am Marx-Engels-Institut in Moskau angeboten, woraufhin sie gemeinsam nach Moskau reisten. Dort besuchte sie das von Vera Schmidt 1921 errichtete „Kinder-Laboratorium“. Sie machte bei Anna Freud eine Lehranalyse, arbeitete als Kinderanalytikerin und veröffentlichte 1936 in der Zeitschr. f. psy. Päd. (1936, 10, S. 276-299) einen Beitrag über ein psychodynamisches Verständnis von Lernstörungen. 1938 versteckte ihre amerikanische Kollegin Mary O`Neil Hawkins sie und ihren Mann für einige Tage in ihrer Wohnung. Es gelang ihnen nach den USA zu flüchten. A. Maenchen war maßgeblich am Aufbau der Kinderanalyse in San Francisco beteiligt; 1973/74 war sie Präsidentin der Association of Child Analysis. Von 1942 - 1968 lehrte sie an der School of Social Welfare der Universität Berkeley.

Margarethe Mahler (geb. Schönberger) (1897-1985) wuchs in einer angesehenen jüdischen Familie in dem an der österreichisch-ungarischen Grenze gelegenen Sopron auf und übersiedelte 1913 nach Ungarn. Auf Empfehlung von Ferenczi machte sie eine Lehranalyse und promovierte im Fach Kinderheilkunde. Sie hatte in Wien eine psychoanalytisch orientierte kinderärztliche Praxis, lernte Aichhorn und die von ihm betreuten Beratungsstellen der Wiener Vereinigung kennen und publizierte in der Ztschr. f. psy. Päd. 1933 wurde sie Mitglied der WPV. 1938 emigrierte sie über Großbritanien nach New York, wo sie 1940 Mitglied des New York Psychoanalytic Institute wurde. Nachdem sie von der Deportation ihrer Mutter nach Auschwitz gehört hatte machte sie eine weitere Analyse bei Edith Jacobson. In den 50er Jahren leitete sie das Ausbildungsinstitut des Philadelphia Psychoanalytic Institute; in diesem Kontext publizierte sie ihre Studien über kindlichen Autismus und kindliche Psychosen, durch welche sie weltberühmt wurde (Mahler 1972). In dem zusammen mit Pine und Bergman verfassten Buch „Die Psychische Geburt des Menschen“ (dt. 1978) bot sie die Theorie der Loslösung sowie der Individuation ihres Forscherteams allgemeinverständlich dar. Sie war Ehrenpräsidentin der René Spitz-Gesellschaft (Mühlleitner 1992, S. 220-222).

Lili Roubiczek (Peller) (1898-1966) wurde als Kind einer jüdischen Familie in Prag geboren. Sie studierte dort sowie 1920/21 in Wien an der Philosophischen Fakultät, schloß ihr Studium jedoch nicht ab. 1921 absolvierte sie in London einen Kurs bei Maria Montessori und brachte deren Gedankengut nach Wien. 1922 eröffnete sie das „Haus der Kinder“, das erste Montessori-Heim für Arbeiterkinder in Wien. Sie richtete - in enger Zusammenarbeit mit Montessori, die deshalb 1923 erstmals nach Wien kam - einen zweijährigen Ausbildungskurs für Kindergärtnerinnen ein, an dem auch Erik H. Erikson teilnahm. Sie arbeitete am kinderanalytischen Seminar Anna Freuds mit, und es entstand ein reger Austausch zwischen diesen beiden Reformbewegungen.

1934 emigrierte Lili Peller mit ihrem Ehemann nach Palästina und setzte dort ihr Engagement fort; 1938 siedelten sie in die USA über. In New York arbeitete sie als Lehr- und Kinderanalytikerin und entwickelte ein Ausbildungsprogramm für Lehrer. Die von 1950-1960 bestehende Paul Federn Study-Group, deren Leitung Ernst Federn auf Anregung von Lili Peller übernommen hatte, tagte mehrere Jahre in Pellers Wohnung (Federn 2000, S. 118f.). Sie starb 1966 in New York.

Editha Sterba (1895-1986) wurde in Budapest geboren, besuchte 1907 bis 1908 das Mädchengymnasium in Prag und anschließend - als einziges Mädchen unter 300 Jungen - bis 1915 das Franz Josefs Gymnasium in Baden bei Wien. Sie studierte Germanistik, Philologie und Musikwissenschaften und promovierte 1921; 1926 heiratete sie Richard Sterba. Von 1929 - 1936 publizierte sie vier Beiträge in der Ztschr. f. Psy. Päd.; sie arbeitete zehn Jahre lang beim Internationalen Psychoanalytischen Verlag als Lektorin und Herausgeberin. E. Sterba praktizierte gemeinsam mit ihrem Mann in einer Privatpraxis und übernahm 1928 die Erziehungsberatungsstelle der WPV. Ihr Hauptinteresse bildete die Kinderanalyse. Sie besprach ihre Fälle regelmäßig mit Anna Freud und stellte sie in deren Kinderseminar vor. Am 16. März 1938 emigrierten die Sterbas aus Solidarität mit ihren von den Nationalsozialisten bedrohten jüdischen Kollegen und Freunden über die Schweiz in die USA (s. R. Sterba 1985). Sie lebten bis 1946 in Chicago und ließen sich anschließend in Detroit nieder. Sie war an zahlreichen Projekten und Forschungsarbeiten im Bereich der Kindertherapie engagiert, so entwickelte sie für den Jewish Family Service Methoden zur Behandlung von Jugendlichen, die den Holocaust überlebt hatten. 1986 starb sie in Detroit.

 

V.2. Ausbildungskandidaten und Teilnehmer an den Lehrgängen für Pädagogen 1937/38

Bruno Bettelheim (1903-1990) hat mit seinen 16 Büchern, die er in den Jahren von 1950 - 1990 schrieb, sowie einer nahezu unüberschaubaren Anzahl von Publikationen eine enorme Wirksamkeit erzielt. Sowohl im Leben als auch nach seinem Freitod, den er im Januar 1990 nach langer schwerer Krankheit wählte, erschien er Vielen als ein Mysterium (s. Kaufhold 1994, 2001, Fisher 2003).

Bettelheim wurde im „Wien Sigmund Freuds“ (Bettelheim 1990, S. 15) geboren. Er wuchs als Kind einer assimilierten jüdischen Familie gemeinsam mit seiner Cousine Edith Buxbaum auf. 1917 las Bettelheim, im Kontext seiner Mitarbeit bei der progressiven Jung-Wandervogel-Bewegung, erstmals Freuds Schriften - und kam davon nicht mehr los. Er befreundete sich mit Wilhelm Reich und identifizierte sich mit dessen außergewöhnlicher Produktivität sowie seiner theoretisch-therapeutischen Brillanz - eine Identifikation, die trotz ihrer divergierenden politischen Positionen bis zu seinem Lebensende andauerte.

Bettelheim studierte Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie, promovierte 1937 über „Das Problem des Naturschönen und die moderne Ästhetik“ und verkehrte im Kreis der psychoanalytisch-pädagogischen Bewegung.

1932 nahm er auf Vermittlung von Anna Freud sowie Editha Sterba für sieben Jahre ein damals siebenjähriges autistisches Mädchen (und zeitweise noch ein zweites Kind) in seine Familie aufnahm, wodurch sein Interesse an einer Arbeit mit psychisch sehr kranken Kindern geprägt wurde.

Am 28. 5. 1938 wurde Bettelheim in seiner Wohnung verhaftet und am 2. 6. 1938 in das Konzentrationslager Dachau eingeliefert. In Dachau und anschließend im KZ Buchenwald wurde er zehneinhalb Monate gefangen gehalten. Diese traumatischen Erfahrungen prägten Bettelheim zutiefst und ließen ihn für den Rest seines Lebens nicht mehr los. Bettelheim freundete sich in Buchenwald mit Ernst Federn an und entwickelte gemeinsam mit ihm die Grundlagen einer Psychologie des Terrors (s. Kaufhold 1999, 2001). Nach seiner glücklichen Freilassung im April 1939 emigrierte Bettelheim nach New York und es gelang ihm schrittweise, sich in den USA beruflich zu etablieren.

Seine im Oktober 1943 im „Journal of Abnormal and Social Psychology“ publizierte Konzentrationslager-Studie „Individual and Mass Behavior in Extreme Situations“ war die erste psychologische Studiem über die deutschen Vernichtungsstätten. 1943/44 übernahm Bettelheim die Leitung der Sonia Shankman Orthogenic School und verwandelte diese - u.a. in Zusammenarbeit mit Redl und E. Sylvester - in eine milieutherapeutische Modelleinrichtung. Er publizierte hierüber vier Bücher. Nachdem er 1974 seine Tätigkeit in der Orthogenic School abgeschlossen hatte setzte er seine publizistische Tätigkeit zu psychoanalytisch-pädagogischen und kulturkritischen Themen fort. Eine systematische Auseinandersetzung mit seinem Leben und Werk findet sich in den Büchern von Kaufhold (1994, 2001), Sutton (1996) sowie David James Fisher (2003).

 

Peter Blos (1904-1997) hatte in Heidelberg Lehramt sowie in Wien Biologie studiert. Er war Hauslehrer der Kinder von D. T. Burlingham und lernte durch sie A. Freud und Aichhorn kennen, der zu seinem wichtigsten Lehrer wurde. 1927 gewann er seinen Freund Erik H. Erikson dazu, nach Wien zu kommen und mit ihm gemeinsam die Burlingham-Rosenfeld-Schule aufzubauen. Nach seiner Emigration in die USA setzte er seine kindertherapeutische Arbeit fort und freundete sich mit Rudolf Ekstein an. Er arbeitete u.a. am Madeline Borg Child Guidance Institute sowie am Jewish Board of Guardians. Blos hat seine psychoanalytisch-pädagogischen Erkenntnisse in den Studien „Adoleszenz. Eine psychoanalytische Interpretation“ (engl. 1962, dt. 1978) sowie in „The young Adolescent, Clinical Studies“ (New York 1970) veröffentlicht.

 

Kurt R. Eissler (geb. 1908) gehört heute wegen der thematischen Breite seiner Publikationen zu den bekannten Psychoanalytikern. Er war ein Schüler Aichhorns und wurde durch den Einmarsch der Nationalsozialisten in Wien unmittelbar existentiell bedroht (Reichmayr 1990, S. 153). Er emigrierte 1938 nach New York, arbeitete dort als Analytiker und veröffentlichte mehrere Studien über Aichhorns Beitrag zur jugendlichen Delinquenz; so 1949 den Sammelband „Searchlights on Delinquency“ (New York), der von ehemaligen Schülern anlässlich Aichhorns 70. Geburtstages erstellt worden war. In der 1957 neu aufgelegten Aichhorn-Studie „Verwahrloste Jugend“ wurde sein „Abriß einer Biographie August Aichhorns“ aufgenommen (vgl. E. Federn 1999, S. 156). Der Aufbau des Freud-Archivs in der Library of Congress beruhte maßgeblich auf seinem Engagement. Später war er Leiter des Freud-Archivs in New York und publizierte auf deutsch zahlreiche Beiträge zu den psychischen Folgewirken der nationalsozialistischen Verfolgungsmaßnahmen.

 

Rudolf Ekstein, geb. 1912 in Wien, gehört zu den produktivsten Psychoanalytischen Pädagogen; seine Literaturliste umfasst ca. 500 Titel (s. Kaufhold 2001). Er wuchs als Kind einer jüdisch-assimilierten Familie auf und engagierte sich bereits als Jugendlicher bei dem „Verein sozialistischer Mittelschüler“ sowie bei den „Roten Falken“. Er studierte in Wien Philosophie und Psychologie und bemühte sich um eine Integration von Psychoanalyse, Marxismus und Pädagogik. Aus Protest gegenüber der zögerlich-unentschlossenen Haltung der Mehrheits-Sozialdemokraten trat er nach den Februarkämpfen vom Februar 1934 aus der SPÖ aus und dem Kommunistischen Jugendverband bei. Als er jedoch 1937, Wilhelm Reichs sexualpolitische Schriften aufgreifend, in den Parteiblättern über „Sexualpolitik des Faschismus“ schrieb, wurde er aus der „stalinisierten“ Partei ausgeschlossen. Seine wichtigsten Identifikationspersonen waren zeitlebens August Aichhorn und Siegfried Bernfeld.

Im Dezember 1938 emigrierte Ekstein in die USA. Seine erste Publikation in den USA vom Oktober 1939 trug den bezeichnenden Titel „Demokratische und faschistische Erziehung aus der Sicht eines Lehrers und Flüchtlings“. Er arbeitete und publizierte von 1947 - 1958 an der Menninger Foundation sowie von 1958 - 1978 an der Reiss-Davis Klinik in Los Angeles. Das von ihm mitherausgegebene Reiss-Davis Clinic Bulletin wurde zum Zentrum für die aus Wien vertriebenen Psychoanalytischen Pädagogen. Eksteins diversen Bücher sowie Zeitschriftenbeiträge (u.a. „From learning of love to love of learning“, 1969, sowie „Grenzfallkinder“, 1973) - immer wieder an Bernfeld orientiert - zur Psychosenbehandlung, zum kindlichen Autismus, zur Lehrerfortbildung sowie zur Psychoanalytischen Pädagogik blieben im deutschsprachigen Raum nahezu unbemerkt. Ekstein lebt heute in Los Angeles.

 

Judith S. Kestenberg (1910-1999), geb. Silberpfennig, wurde in Tarnov, Polen, geboren. Sie studierte in Wien Medizin, Neurologie und Psychiatrie und arbeitete bis zu ihrer Emigration im Jahre 1937 an der Neurologischen und Psychiatrischen Klinik in Wien.

Sie ließ sich nach ihrer Emigration in New York nieder, wo sie bei Paul Schilder am Bellevue Hospital ihre Lehranalyse fortsetzte. Sie lehrte als Professorin an der New York University Medical School sowie am Long Island Jewish Medical Center; weiterhin war sie die Begründerin und Leiterin des Child Development Research (CDR). Sie publizierte über 150 englischsprachige Aufsätze sowie sieben Bücher. Einen Schwerpunkt ihrer theoretischen sowie therapeutischen Tätigkeit bildete ihr Engagement für die Überlebenden des Holocaust sowie deren Kinder.

1986 veröffentlichte Kestenberg in der „Psyche“ die Arbeit „Ein Requiem für die Verluste der Psychoanalyse in der Nazizeit“, in der sie ihre Eindrücke vom ersten internationalen Psychoanalytikerkongreß in Hamburg beschrieb, welcher nach der Nazizeit wieder auf deutschem Boden stattfand. Sie beschreibt die Angst ihrer deutschen Kollegen vor einer Konfrontation mit der Vergangenheit - die in ihnen durch die Begegnung mit ihren aus Deutschland und Österreich vertriebenen Kollegen wachgerufen wurde:

„Wir stammen ursprünglich aus Europa - aus Deutschland, Österreich, Polen -, aber als wir nach Jahren der Emigration zurückkehrten, waren wir Besucher. Wir waren Ausländer, Amerikaner, vielleicht symbolisierten wir die Amis, die erobert, gerichtet, gestraft haben. (…) Wir kamen nicht, um uns zu versöhnen. Wir kamen nach Hamburg, um Arbeitsverhältnisse schaffen zu helfen, unter denen wir Analytiker forschen können, und zwar in einer Atmosphäre, die dazu geeignet ist, gegenseitiges Vertrauen wiederherzustellen. (…) Wir kamen mit großen Erwartungen, die Entfremdung zu überbrücken, vielleicht gemeinsam zu trauern und zu versuchen, (…) unsere Trauer mit schöpferischer Erforschung der erlittenen Verluste zu beenden.“ (Kestenberg 1986, S. 882f.)

Für ihr Engagement für die Opfer der nationalsozialistischen Verbrechen wurde Kestenberg in den USA sowie in Israel vielfach geehrt

 

Das Ehepaar Maria und Gerhard Piers hatte in Wien Kontakt zur Psychoanalyse. Maria Piers (1911-1987) arbeitete als Kindergärtnerin und promovierte in Wien in Anthropologie und Psychologie. Sie stand in Kontakt zu E. H. Erikson. Nach ihrer Emigration ließen sich die Piers in Chicago nieder und gehörten zum Bekanntenkreis von Bettelheim. Maria Piers war 1966 Gründungsdirektorin des Chicagoer Erikson-Institutes, einem Forschungs- und Ausbildungsinstitut zur frühkindlichen Erziehung; sie arbeitete dort bis zu ihrer Pensionierung im Jahre 1987. Sie engagierte sich für benachteiligte Familien und publizierte mehrere Bücher: „Growing Up With Children“ (1966), „Infanticide“ (1978) und „The Gift of Play“ (1980).

 

Fritz Redl (1902-1988) gehört heute in Europa wie auch den USA zu den bekanntesten und angesehensten Psychoanalytischen Pädagogen. Er publizierte zumindest fünf Bücher sowie mehr als 100 Veröffentlichungen

Redl wurde bereits in seiner Jugend als Mitglied der Wandervogel-Bewegung von der Reformpädagogik geprägt. Er studierte in Wien Philosophie, Germanistik und Anglistik sowie das Höhere Lehramt und arbeitete als Lehrer an einem Realgymnasium.

Angeregt durch die psychoanalytisch orientierten Beratungen Editha Sterbas an seiner Wiener Schule machte Redl ab 1928 eine Analyse (Sterba 1985, S. 46). Er arbeitete als Schulpsychologe an einem Landerziehungsheim, leitete von 1934-1936 die Erziehungsberatungsstellen des Wiener Volksbildungsreferats und publizierte mehrere Beiträge in der Ztschr. für Psy. Päd.

1936 emigrierte Redl in die USA und arbeitete anfangs an einem Forschungsprojekt über „Normalverläufe der Adoleszenz“ mit. Er erhielt 1941 eine Professur für Sozialpädagogik an der Wayne University in Detroit; später wirkte er am National Institutes for Mental Health, und entwickelte zusammen mit Kollegen ab 1946 am Pioneer House ein therapeutisch-pädagogisches Konzept für emotional schwer gestörte hoch aggressive Kinder (Redl/Wineman 1951, S. 11-59). Von Aichhorns Erfahrungen sowie Bettelheims milieutherapeutischen Erfahrungen ausgehend, entwickelte er ein Modell einer therapeutischen Heimerziehung für `Kinder, die hassen´.

 

Emmy Sylvester wurde ca. 1910 geboren und studierte in Wien Medizin und/oder Psychologie. 1932 machte sie ihr Doktorat in Kinderpsychologie und arbeitete als Assistentin von Charlotte Bühler sowie an der Wiener Kinderklinik. Sie hatte bei E. Sterba ihre Analyse gemacht und wurde von R. Sterba bei ihren ersten eigenen Therapien supervidiert. Laut Sutton (1996, S. 265) galt sie als „eine der besten Kinderpsychoanalytikerinnen“ der Nachkriegszeit.

Nach ihrer Emigration arbeitete Sylvester als Assistenzärztin an der Kinderpsychiatrie des Michael Reese Hospital und wurde Ende der 40er Jahre eine Beraterin von Bettelheims Orthogenic School. Gemeinsam mit Bettelheim publizierte sie in den Jahren von 1947 - 1960 zumindest sechs Beiträge. Bereits in dem zweiten, 1948 veröffentlichten Beitrag „A Therapeutic Milieu“ 8 wird die enge Verknüpfung mit der „Wiener Tradition“ deutlich: Die Wiener Bettelheim und Sylvester betonen in ihrer neuen Heimat, den USA:

„Milieu Therapy is not new as a Psychotherapeutic technique. It is no more than the application of psychoanalytic concepts to the specific task of creating a setting for emotionally disturbed children who are in need for residential treatment. (…) Nor is the idea of creating a psychoanalytic milieu for emotionelly disturbed children a new one. Anna Freud consideres it, though not without skepticism, when she spoke of the need for a milieu which would be suited to child analysis, and Aichhorn reported favorably on his experience in an institutional setting which had therapeutic value in itself.“

 

Ernst Federn nimmt in diesem Rahmen insofern eine Sonderposition ein, als er in Wien durch seinen ihn existentiell prägenden familiären Hintergrund zutiefst mit der psychoanalytisch-pädagogischen Bewegung verbunden, jedoch nicht „offiziell“ Teilnehmer der Lehrgänge für Psychoanalytische Pädagogen war (s. Kaufhold 2001, S. 51-96253-262, Kaufhold 1999, Kuschey 2003).

1914 als Sohn des Psychoanalytikers Paul Federn geboren, gehört Ernst Federn zu den wichtigsten Wiener Psychoanalytischen Pädagogen. Er kannte durch sein Elternhaus nahezu alle Wiener Psychoanalytiker persönlich; August Aichhorn und Siegfried Bernfeld, die regelmäßig in seinem Elternhaus verkehrten, waren seine wichtigsten, ihn prägenden Vorbilder. Von 1938 - 1945 wurde er von den Nationalsozialisten aus politischen sowie rassistischen Gründen in Dachau und Buchenwald festgehalten. Erst gut 50 Jahre später erschienen seine hieraus erwachsenen „Versuche zur Psychologie des Terrors“ (Kaufhold 1999), psychoanalytische Studien zum nationalsozialistischen Terror sowie zur Psychologie der Extremsituation. Von 1948 - 1972 lebte Ernst Federn in den USA und arbeitete mit der „Aichhorn-Methode“ als psychoanalytischer Sozialarbeiter; seit seiner Rückkehr nach Wien setzt er seine psychoanalytisch-pädagogischen Studien in Theorie und Praxis unermüdlich fort. Erwähnen möchte ich in diesem Zusammenhang die von Federn von 1950 - 1960 geleitete Paul-Federn Study-Group. Sie tagte in New York im zweiwöchentlichen Abstand und verstand sich - im Gegensatz zur offiziellen, strikt medizinisch orientierten Einstellung der New Yorker Psychoanalytischen Vereinigung - als eine „laienanalytische“ Vereinigung von ca. 25 Praktikern der Psychoanalyse. Mitglieder waren: Ernst Federn, Martin und Maria Bergman, Yonata Feldmann, Lili Peller, Oscar Sternbach, Lia Knoepfmacher; Referenten waren u.a Robert Waelder, Robert Bak und Martimer Ostow. Federn hebt hervor: „Die Paul Federn Study-Group war in den Vereinigten Staaten die erste Gruppe, die sich die Aufgabe gesetzt hatte, Sozialarbeiter psychoanalytisch weiterzubilden.“ (Federn 2000, S. 120). Und: „Zuerst trafen wir uns für einige Jahre im Hause von Lilly Peller, aus dem wir vertrieben wurden, weil Mrs. Peller zu große Angst hatte, mit der Psychoanalytischen Vereinigung in Schwierigkeiten zu geraten.“ (S. 118f.)

Ernst Federn lebt heuten gemeinsam mit seiner Frau Hilde in Wien; diese gehörte im Wien der 20er und 30er Jahre ebenfalls zur psychoanalytisch-pädagogischen Bewegung (s. Kaufhold 2001, S. 65-67, 76f.). Eine systematische Erforschung seines Lebenswerkes wurden von Kaufhold (1999, 2001) sowie von Kuschey (2003) publiziert; seine wichtigsten sozialpsychologischen Studien sind in seinem Buch „Ein Leben mit der Psychoanalyse“ (1999) zusammengefasst.

 

VI. Amerikanische Psychoanalytische Pädagogen in Wien - Hilfen bei der Emigration

Seit den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts waren regelmäßig viele Interessierte aus dem Ausland - vor allem aus Amerika - nach Wien gekommen, zum einen, um die Pychoanalyse an ihrem Geburtsort aus erster Hand zu erlernen, zum anderen weil viele aus pädagogischen und sozialen Berufen kamen, so dass ihnen als „Laienanalytiker“ in den USA eine analytische Ausbildung verwehrt war (s. Wirth 2003, Handlbauer 2003). „Besonders die Vereinigten Staaten waren unter den Lernenden vertreten“, erinnert sich Richard Sterba (1995, S. 100) und erwähnt Ruth Mack Brunswick, Dorothy Tiffany-Burlingham, Sidney S. Biddle, Hymann Lippmann, Ralph Kaufman, Estelle Levy, Molly Putnam, Edith B. Jackson, Margret Fries, Helene Tartakoff, Julia Deming, Le Roy Maeder, John Dorsey und Muriel Gardiner. Ergänzend seien noch Elizabeth Bryant, George und Esther Mohr, Helen Ross und Hildegard Thun genannt (die u.a. Aichhorns „Verwahrloste Jugend“ ins Englische übersetzten, s. Mühlleitner 1992, S. 66); weiterhin Esther und William Menaker (s. Menaker 1997). Fünf Amerikanerinnen - Dorothy Burlingham (1891-1979), Julia Deming (1891-1968), Frances Deri (1881-1971) Mary Hawkins O´Neil (1897-1983) sowie Edith Jackson (1895-1977) - waren offizielle Mitglieder der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung (s. Mühlleitner 1992, S. 55-57, 66-69, 137f., 168f.) -sowie zugleich sehr an einer Verbindung zwischen Pädagogik, Sozialarbeit sowie Psychoanalyse interessiert.

Manche von ihnen schlossen sich dem pädagogischen Arbeitskreis um Anna Freud an, gründeten therapeutische Schulen und Kindergärten, in denen sie mitarbeiteten. Hierdurch entstanden in Wien enge Freundschaften gerade zwischen den jungen, sich in Ausbildung befindlichen Analytikern und Pädagogen und diesen Amerikanern. Sie übersetzten Schriften Freuds und anderer Analytiker ins Englische, was eine weitere Zusammenarbeit in Österreich und später in den USA begünstigte. Auch erteilten sie einigen Analytikern Englischunterricht, was diesen den Weg ins Exil erleichterte. Als amerikanische Staatsbürger waren die Gäste selbst nicht direkt gefährdet, und manche nutzten ihre Position sowie ihre internationalen Kontakte, um den Wiener Analytikern bei der Flucht zu helfen. Einige dieser Amerikaner waren sogar in Wien unmittelbar im illegalen Untergrundkampf engagiert, besorgten Affidavits, falsche Pässe, Geld und versteckten Analytiker vor den Nazis. Es erscheint als psychologisch naheliegen, dass sich diese mutige Unterstützung ihrer amerikanischen Kollegen und Freunde - die ja persönlich durch den Nationalsozialismus i.d.R. nicht gefährdet waren - von den kurz darauf in die USA emigrierten Wiener Psychoanalytischen Pädagogen als eine wichtige identitätsstiftende Solidaritätsaktion wahrgenommen und in die innere Identität als Emigranten integriert wurde. Es verwundert von daher nicht, dass viele Emigranten die demokratische USA als ihre neue Heimat anzunehmen und sich so leichter innerlich von Wien zu lösen vermochten (s. Kaufhold 1994a, 1999a, Ascher 2003, Handlbauer 2003).

Neben Mary Hawkins 0´Neill war insbesondere Muriel Gardiner unmittelbar im antifaschistischen Untergrund engagiert. Sie wurde 1901 in Chicago geboren, hatte in Wien Medizin studierte und dort auch ihre analytische Ausbildung gemacht. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Joseph Buttinger - seit 1935 Präsident des (illegalen) Zentralkomitees der Revolutionären Sozialisten - unterstützte sie den politischen Untergrund durch Geld und falsche Pässe und ermöglichte so zahlreichen gefährdeten Sozialisten, Österreich zu verlassen. Ihre Wohnung war das illegale Zentrum der Revolutionären Sozialisten. Reichmayr (1990, S. 139f.) gibt zwei eindrückliche Schilderungen wieder, in denen die Atmosphäre, in der sich diese gefährliche Untergrundtätigkeit vollzog, zum Ausdruck kommt. 9

Nach ihrer Flucht zurück in die USA engagierten sich Gardiner und Buttinger weiterhin sowohl psychoanalytisch-pädagogisch als auch politisch. Gardiner arbeitete viele Jahre lang als Psychoanalytikerin sowie als psychiatrische Beraterin in Haftanstalten, psychiatrischen Anstalten und Kliniken sowie Schulen. Sie publizierte mehrere psychoanalytisch-pädagogische Bücher, von denen zwei ins deutsche übersetzt wurden. 10

Anmerkung: Ich danke Herrn Dr. Hans-Jürgen Wirth (Gießen) herzlich für das gehaltvolle Interview von L. H. Schwartz mit Buxbaum (1978), welches er mir für diese Studie freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. Das Interview erscheint 2004 oder 2005 in einem von H.-J. Wirth herausgegebenem Buch über in die USA emigrierte Psychoanalytiker (Psychosozial-Verlag).

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END NOTES

1  „Überarbeitete und erweiterte Fassung meines in der Zeitschrift für Politische Psychologie, 9. Jg., Heft 4/2001, S. 221-233 publizierten Beitrages „Von Wien über New York nach Seattle / Washington: Zum 100. Geburtstag von Edith Buxbaum (1902-1982), einer Pionierin der Psychoanalytischen Pädagogik“. Weiterhin habe ich stark gekürzte Teile meiner Studie „Spurensuche zur Geschichte der die USA emigrierten Wiener Psychoanalytischen Pädagogen“, in: Luzifer-Amor: Geschichte der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung I (Hg. Thomas Aichhorn), 16. Jg., Heft 31, 2003, S. 37-69 in diese Studie eingearbeitet. Esther Helfgott (Seattle) danke ich herzlich für ihr Interesse und ihren Zuspruch. Ernst Federn (Wien), Hans-Jürgen Wirth (Gießen), Thomas Aichhorn (Wien), sowie David James Fisher (Los Angeles) danke ich für den langjährigen Gedankenaustausch, welcher dieser Studie zugrunde liegt.

2 Es sei daran erinnert, dass bis heute ca. 25 Psychoanalytiker bekannt sind, die Opfer des Nationalsozialismus geworden sind, u.a. Alfred Bass (1867194? Getto Lodz), Adolf Deutsch (18671943 Getto Theresienstadt), Margarethe Hilferding (18711942 Getto Theresienstadt/Maly Trostinee), Salomea Kempner (1880194? Getto Warschau), Karl Landauer (18871945 KZ Bergen-Belsen), Alfred Meisl (18681942 Getto Theresienstadt), David Ernst Oppenheim (18811943 Getto Theresienstadt), Isidor Sadger (19061942 Getto Theresienstadt), Nikola (Nicolaus) Sugar (18971945 Getto Theresienstadt), Otto Brief (Ausschwitz), Paul Hoffmann, Paul Bernstein, Blaßberg, Therese Bondy, Geza Dukes, Josef M. Eisler, Miklos Gimes, Erzsebet Petö-Kardos, Janos Kerenyi, Laszlo Revesz, John F. Rittmeister, Sabina Spielrein und August Waterman (s. Kaufhold 2001, S. 268).

3 Buxbaums Mutter war die Schwester von Bettelheims Mutter (s. Raines 2002, S. 21)

4 Bettelheim war dieser Wiener Jung-Wandervogelgruppe, die ca. 100 Jugendliche umfasst haben soll, wohl 1915 auf Einladung Edith Buxbaums beigetreten (s. Raines 2002, S. 21, Sutton 1996, S. 71). Weiterhin gehörten Hans Willig und Walter Neurath - Bettelheims enge Schulfreunde, die zeitlebens Bettelheims persönlichste Freunde bleiben sollten - dieser Jugendgruppe an.

5 Die Zeitschrift Der Anfang wurde u.a. von Siegfried Bernfeld herausgegeben; hierin publizierte neben anderen auch Walter Benjamin (s. Fallend/Reichmayr 1992, S. 17).

6 1981, kurz vor ihrem Tod, verfasste sie eine Einleitung zu einem psychoanalytischen Buch Schmidls: „Introduction,“ in Fritz Schmidl: On Applied Psychoanalysis, New York (Philosophical Library).

7 Sehr stark gekürzte Version meiner Studie „Spurensuche zur Geschichte der in die USA emigrierten Wiener psychoanalytischen Pädagogen“, der auf deutsch in dem von Thomas Aichhorn herausgegebenem Heft: Zur Geschichte der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung I , 1938 - 1949, LUZIFER-AMOR, 16. Jg., Heft 31 (2003), S. 37-69 erschienen ist. Dieses Themenschwerpunktheft sowie das ergänzendeHeft Nr. 32 enhält zahlreiche lesenswerte Studien zum Thema der Emigration von WPV - Mitgliedern.

8 Bettelheim/Sylvester: A Therapeutic Milieu, American Journal of Orthopsychiatry, 18, 1948, S. 191-206.

9 Siehe das Erinnerungsbuch von Gardiner/Buttinger (1978): Damit wir nicht vergessen. Unsere Jahre 1934 bis 1947 in Wien, Paris und New York, Wien.

10 „Der Wolfsmann vom Wolfsmann“ sowie „Mörder ohne Schuld. Wenn Kinder töten - Gründe und Hintergründe“ (1982).

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Angaben zum Autor

Roland Kaufhold, Dr. phil., geb. 1961, Dipl. Päd., Studium und Ausbildung zum Sonderschullehrer, Tätig an einer Sonderschule für Sprachbehinderte in Köln.

Anschrift: Sülzgürtel 96, D-50937 Köln, Germany.
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http://www.text-galerie.de/zfpp03.htm

Redaktion: CD, 29.8.2012